Seite:De Zimmerische Chronik 2 560.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

strick an hals, mit ainer ceremoni, als ob sie in gleich henken welten, mit austrückenlichen worten, sie welten im also hiemit possess uf die pfarr zu Geggingen geben. Dem pfarrer war die pfeifen in die eschen gefallen und row in

5

übel der hochmüetigen reden, so er hievor mehrmals getriben; kunte wol bedenken, das im hiemit nit unrecht beschach. Derhalben patte er sie ganz demüetigclichen, im zu verzeihen und sich seiner zu erbarmen, mit dem verhaißen, die pfarr Geggingen innerhalb monatsfrist zu

10

verlassen. Darneben gab er inen freies willens also par ein hundert guldin, die bei im in ainem wetschger verkuntschaft waren. Also erbarmbten sich die gueten, magere reuterle des pfaffen, namen das[1] gelt und sein erpieten mit guetem willen an. Sie füerten in verbutzet und vermumpt in

15

helzern biß gegen tag, do ließen sie in in dem Geginger waldt wider ledig. Het gleichwol vil gueter jegerstraich darzu ingenomen, und war im wol geschrepft worden. Er blib hernach ein kurze zeit zu Geggingen, dann ime war sein trutz und freche weis vergangen und wolte sich seins abts

20

vertröstungen weiter nit verfieren lassen. Er zog ganz unverzogenlich ab und kam uf ain andere pfarr under den Hailigenberg, wolt kainer sollichen schlapp mere erwarten. Hernach ist der spann zwischen der Reichenow und der herrschaft Zimbern desshalben vertragen worden, und das

25

ie ain tail umb den andern die nomination und collatur der pfarr zu Geggingen haben soll. Dessen sein baide herrn wol zufriden gewesen, ist auch also biß anhere gehalten worden. Nachdem nun der strittig, hochmüetig pfaff von

30

Geggingen verscheucht, do kam ain pfaff dahin, ein seltzamer abenteurer, hieß pfaff Naßhanns. Der versahe die pfarr interim, biß man sich ains andern pfarrers vergliche. Mitlerweil starb der Giltlinger, war forstmaister zu Sigmaringen. Als man dem sein opfer zu Sigmaringen halten, war pfaff

35

Naßhanns nit der wenigest im kartenspill, der dem schlamp auch nachwandlet. Nun war aber Franz Scherer amptman und würt dozumal zu Geggingen. Der het den pfaffen selbigs morgens, ehe er geen Sigmaringen kam, zu der morgensuppen geladen, und nachdem der pfaff wol gefietert, rit er

40

hinüber geen Sigmaringen uf das opfer und hielt mess, wie


  1. des] hs. sich des.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 560. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_560.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)