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wunderbarlichen geschrai: »Sag meim gnedigen, lieben herren, in andern schulden und freffeln sei die bezallung nit also richtig und baar, man müeß zu zeiten auch warten, also pitt ich mein gnedigen, lieben herren, er welle mir des

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dritten waidschrais, wie andern seinen pauren, uf den herpst warten, will ich seinen Gnaden richtige bezallung thon.« Indess kompt ain burger, hieß Simon Eberlin, war ain schuchmacher und gar ain gueter gesell, herzu. Der sprücht bemelten Dürren auch an umb ain waidschrai, antwurt der

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Dürr: »Lieber Simon, far hin! wie du ain waidtman und sovil du wiltprett issest, so bedarfstu keins waidgeschrais.« Damit wardt gedachter Simon also verlacht und verspottet, das er sich eilends ab dem Markt zu haus packet. Dergleichen lecherliche sachen hat der Dürr vil gehapt. Uf

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ain zeit ist er geen Mösskirch kommen und hat ain scheuben salz kauft; die hat er aim andern Guetenstainer verdingt, ime heimzufieren. Das ist in der obern statt beschehen. Wie er aber die gaß zum Burkthor oder Draierthor, also hat mans ainest vor vil jaren genempt, hinabkommen, hat

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er immerdar hinder sich geschrien zum andern pauren, er soll ime die salzscheuben fürderlich bringen; damit hat er mit den henden über sich zaiget und unperdet. Nun hat aber der alt Sixt von Hausen sein behausung daselbst am eck bei der kirchen gehapt. Wie der das geschrai gehört,

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ist er eilends ans fenster gangen. Sein magt oder concubin, genannt das Schellefünfe, war auch so fürwitzig, legt sich neben den junker under das fenster. Wie aber der Dürr sein geschrai und deuten mit den henden trib, gleichwol des edelmans, noch auch seiner magt under den fenstern nit

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achten was, do vermaint der guet Sixt, der Dürr hett die magt neben im gesehen und trib also sein fatzwerk mit im. War übel zufriden, schalt den paurn: »Das dich botz leicham schendt, als eden wichts! was darfst mich verspotten?« Wie der Dürr das erhört, schreit er noch vil leuter, dann vor,

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und sprücht: »Lieber junker, was sagen ir? botz kraut! ir sein mir ain lieber junker.« Solch geschrai kunt der guet Sixt nit wol versteen, darumb kompt die magt zu im, sprechend: »Ach, junker, er maint euch nit;« antwort Sixt: »Pack dich! das dich botz leicham schende! er maint dich,«

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trib die magt mit gewalt ab dem fenster. Wie er aber dem paurn will weiter antwurt [599] geben, hett sich derselbig darvon gemacht. Hernach wardt er bericht des Dürren


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 568. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_568.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)