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manier und das er von ainer salzscheuben geredt, ine gar nit verspottet hett, oder die seinen. Also wardt er beredt, das ers ain guete sach sein ließe. Dise concubin, die der alt Sixt von Hausen bei sich het, wardt das Schellenfünfe

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von menigclichem genannt, ußer der ursach. Als sie anfangs zum junkern kam und die sach noch heimlich sollt sein, het sie ain eißen in ainer seiten, darauf sie kartenblat het gepunden, wie man dann sprücht, das sollichs ein fürbindige arznei seie zun eißen. Es standen aber ungferdt fünf schellen

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an dem kartenblat. Begab sich, das die erst nacht die guet diern bei junkern am bett lag, das sie das schellenblat von der seiten oder dem eißen verlore, das blib im bet ligen. Morgens wardt das blat im bet gefunden, und wardt darnach die selbig fraw, so lang sie hernach zu Mösskirch

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bliben, nit anders, dann das Schellenfünfe genannt. Aber Sixt von Hausen ist biß in sein letzstes alter seins gemüets und auch seins leips ganz ufrecht gewesen, hat sich, biß die schweche und das abnemen gar überhandt genommen, nie wellen füren oder im selbs ein besondere pflicht thuon

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lassen. Bei wenig zeiten, darvor er mit todt abgangen, ist er noch so vermüglich gewesen, das er von Mösskirch geen Hausen und dann wider geen Mösskirch hat reiten künden. So man im dann uf das ross geholfen, hat er es gar ungern gehapt und sich erzaigt, als ob er keiner hülf bedürf. So

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er dann langsam und mit müeh uf das ross kommen, hat er im selbs kein schuld geben, sonder sein kittel oder reitrock zu wort[1] gehapt, das er mehrmals in ainer ungedult gesprochen: »Das dich botz leicham schende allers kittels! ich kan nimmer mit nacher kommen,« Aber er hat vil jar

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zu Mösskirch in ganz rüebigem wesen gelept und ist auch daselbs mit großer andacht gestorben und begraben worden. Ist beschehen den . . tag des monats . . . anno 154 . . Herr Gottfridt Wernher von Zimbern ist vor jaren in aim solchen hochen ansehen gewesen, das kaiser Carl der

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fünft mehrmals nach im gestellt hat. Es wollt in kaiser Carle der fünft erstlichs in des reichs regiment brauchen, nachgends zu sich an hof nemen und als ain gehaimen rath haben. Dergleichen der remisch künig Ferdinandt hat etliche mal mit ime handlen lassen, in willens, im das statthalterampt

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in der regierung zu Insprugk zuzustellen, oder aber ine in


  1. wort] hs. wart.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 569. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_569.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)