Seite:De Zimmerische Chronik 2 584.jpg

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Gleichfals hat herr Wilhalm Wernher in etlichen jaren hernach ein, genannt Baschion Federer, ist nachgends ain würt zur Chronnen zu Schafhausen worden und in ehr und guet kommen, bei seinem leben erhalten und im, wie das noch

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vil leut wissen, darvon geholfen, dess er dann dem allmechtigen zu vorderst und dann diesem frommen herren insonderhait zu danken gehapt. Domals, als herr Wilhalm Wernher zu Freiburg in studio, waren zwen junge herren von Rappolstain auch daselbst,

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genannt herr Ulrich und herr Jörg, waren des alten herren Wilhalmen von Rappolstains söne. Die woneten bei dem vernampten deutschen jureconsulto Zasio[1]; bei dem hetten sie den disch und habitation, waren auch in seiner disciplin. Wiewol nun herr Wilhalm Wernher under denen jungen

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herren, so in studio alda, der elter, den andern auch am herkommen und geschlecht gleich und gemeß, iedoch wolt der Zasius nit zugeben, das herr Wilhalm Wernher über seine zwen junge herren von Rappolstain in publicis actibus oder auch in der kirchen den standt haben sollte, vermaint

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auch, dieselbigen weren vil edler, dann die andern herren. Darum befalch er inen, sie sollten sich der seiten im chor, da herr Wilhalm Wernher stunde, hinfüro enthalten und uf der andern seiten bleiben, damit sie nit under im steen müesten. Das wardt nun von herr Wilhalm Wernher, wie

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jung er gleich domals noch war, auch von andern verstendigen nit geachtet und liesen ieselben jungen herren von Rappolstain so edel sein, als sie selbs wollten, und so edel, als ain haselhun, wie ain pawr vor jaren in Bayrlandt sein herren, den herzogen, schatzte. Und fürwar, so ist die

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vermaint opinion ains hochen adels von vil jaren here bei denen von Rappolstain[2] dermaßen eingewurzelt, werden auch von jugendt uf in dem wohn uferzogen, das sie anders nit wissen oder darfür halten, dann sie seien vil bösser, eins höchern herkommens und stands, dann sonst kain graf

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oder herr, daher auch dieser zwaier obgenannter jungen herren herr vatter, herr Wilhalm, uf ain zeit sich der hochait seins [605] geschlechts vil berüempt, sich doch letzstlich dahin erclert, er sei kain herzog oder kain fürst, aber nit


  1. Zasio] der bekannte jurist; s. u. a. Bauer, die Vorstände der Freiburger Lateinschule s. 18—23; Stintzing, Ulrich Zasius. Basel, 1857.
  2. Rappolstain] über dieses geschlecht s. Schöpflin, Alsatia illustrata II, 614 ff., und Fickler im Archiv für Geschichte, Genealogie, Diplomatik etc. I, 17 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 584. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_584.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)