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Zuvor und ehe herr Wilhalm Wernher zu doctor Jörgen Northoffer kommen, hat er ain präceptorem gehapt, ain priester, hieß magister Nicolaus Knobloch. Derselbig het mehr discipulos, insonderhait aber ain jungen von Andlow.

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Das war ain freier mentsch; beschaint sich ußer dem. Dieser magister Nicolaus war ain rauher, grober, frommer man; so dann die herrn und edelleut, seine discipuli, zu disch saßen und das gebrattens uf den disch kam, pflag er gemainlichen zu sagen: »Lieben herrn, hawen darein!« 

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vermaint damit, sie sollten sie nit schemen, sonder waidlichen essen. Das beschach so oft und vil, das derselbig von Andlow einsmals, wie das der pfaff abermals sprach, sein waidmesser außzoge ob disch, mit kreften in das gebrattens hiebe, das die stuck darvon über sich sprangen. Die freche

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wolt der pfaff nit verguet haben, sonder bezallt in gleich also bar nach dem essen mit ainer rueten, dess sich der jung wol het versehen gehapt. Er ist hernach in den deutschen[1] orden kommen und darin gestorben. Herr Wilhelm Wernher ist nit lang zu Freiburg

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gewesen, es kam auch graf Wilhalm von Fürstenberg[2] dahin, welcher hernach ein solcher wunderbarlicher und verrüempter graf worden, als er bei seinen zeiten in deutschen landen hat sein megen; und wie man gemainlichen sprücht: »Was zu ainer nesslen werden, das print flux«, solche geschwinde

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und abenteurige art hat in disem jungen graven sich zeitlichen eraigt[3]. Er wardt in seiner grösten jugendt, als er über zehen jar nit alt, geen Freiburg zu obermeltem magistro Nicolao gethon, das er studirn sollte. Der pfaff het großen fleis mit der lehr, darneben aber het er ain sollichs

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ernstlichs, groß ufsehen uf ine, das er in alle nacht in seiner aignen cammer behielt. Es mogte [605] aber das unrüebig herz nit ruhe haben, sonder zu zeiten ganz unversehenlichen gegen der nacht nam er sich an, zeitlich schlaffen zu geen. Er hett ain jungen bei sich, hieß Jacob Faii; derselbig

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mueste sich zu oftermal zu angender nacht an sein, des graven, bet schlaffen legen, auch die gewonlich nachthauben ufsetzen. So dann hernach der guet priester kam, schlafen zu geen, und fragt: »Wilhelme, dormis?« gab der jung ant-


  1. deutschen] hs. deuschen.
  2. Wilhalm von Fürstenberg] über ihn vgl. Münch, Geschichte des Hauses und Landes Fürstenberg II, I ff., wo diese chronikstelle abgedruckt ist.
  3. eraigt] vielleicht statt erzaigt.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 586. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_586.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)