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[1328] Ain sonders capitel, nechst vor dem, als herr Wilhalm Wernher die landtgrevin von Leichtenberg vermehelt.

Es kan etwann ain loser, unnutzer vogel, ein ainziger

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mentsch ainer obrigkait vil unruw machen. Das ist bei unsern zeiten vil beschehen, in sonderhait aber ist das herr Wilhelmen Wernhern freiherrn zu Zimbern begegnet. Derselbig het umb die jar 1520 ein hünderseßen zu Altoberndorf, ein paursman, hieß Ludwig Scheffer, der het ain hirß

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geschossen und den zu Oberndorf am markt offenlich außhowen lassen. Darab hetten nun die von Rotweil nit vil gefallens, unangesehen das allenthalben umb Rotweil umbher ein freie gebürs. Derhalben vermeg des burgrechts, damit inen die freiherren von Zimbern domals verwandt,

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auch das sie ire gepürs mit den hochen gerichten vermaintlichen zu handthaben gedachten, do fielen sie bei nechtlicher weil zu Altoberndorf ein; daselbs namen sie den Ludwig Scheffer gefengclichen an, füerten in geen Rotweil in thurn, unangesehen das von alter her und allwegen die

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hoche und nidere gericht zu Altoberndorf fürnemlich dem haus Österreich und dann auch den inhabern der herrschaft Oberndorf hetten zugehört. Sie strafften den pauren ires gefallens. Herr Wilhelm Wernher hett ab disem thätlichen ingriff ain große beschwerdt, schrib denen von Rotweil,

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mit beger, das sie ime sein underthonnen ohne entgeltnus ledig lassen, mit dem erpieten, waverr sie ainige sprüch oder vorderung an ine hetten, das er inen den in seinen gerichten zu recht stellen und halten wellt, dann so das nit beschehen, würd er ußer schuldiger pflicht disen

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gewaltigen eingriff der kaiserlichen Majestat und dem haus Österreich, daher dann die pfandtschaft herrüert, langen lassen, dessen er dann umb geliebter nachpurschaft lieber vertragen und umbgeen wellte. Solch schreiben hat bei den von Rotweil nit mehr erschießen megen oder verfahen,

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sie haben kein antwurt darauf geben, auch den pauren erst über acht tag uß der gefengnus gelassen. Dieweil nun herr Wilhelm Wernher disen trutz und hochmuet derzeit von denen von Rotweil, deren er nit mechtig sein kunt, gedulden und temporisiern müeßen, darneben erachten, das der

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Ludwig Scheffer sein schießen und andere unschick nit lassen, damit er dann nit wider seinethalber in zenk und irrung


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 590. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_590.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)