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fronspinnen zu verschonen, hat der edelman in großem zorn gesagt: »Ich wolt, du brächtest ain felhe, das lief gleich uf die waidt.« Die arm fraw gieng ganz unmuetig von dannen, befalch sich Got. Was soll geschehen? In

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kürze hernach wardt der armen frawen wee, die gnad Gottes aber ist da, das sie ain schöns kündt gepürt. In derselbigen stundt da geniest auch des edelmans weib, war ain vergifts, böss thier, wie ain katz. So baldt es an die welt kompt, springt es darvon under die benk, das inen die weiber an

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fiengen zu fürchten. Der junker wardt eilends berüeft. Dem war auch nit gehewr darbei, aber außer ernstlichem vermanen und bit deren gegenwürtiger weibern, do muest er das monstrum selbs umbbringen, wie auch beschehen. Darbei und darmit vil ehrlicher weiber gewest, wiewol der

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edelman seinen leuten zum höchsten verbotten, meldung darvon zu thuen, dann er sich dessen übel schempt und vil darzu geredt wurt. Der allmechtig verleih im und uns allen, das wir unser leben und errata bössern! Gleichwol solche monstra oder missgeburten zu zeiten auch ußer andern ursachen

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fürkommen, wie das den gelerten und natürlichen erkundigern wol bewist, als bei wenig jaren graf Wilhelms von Sulz gemahel begegnet, die ain geschöpf geporen, nit ungleich ainem langen trauben, von mancherlai farben, iedoch ohne anichs leben und eins überstarken geschmacks; dessgleichen

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baldt hernach irer schwester, so graf Friderichen von Leonstain vermehelt, auch widerfaren, die hat zu Speir ein thier, wie ain igel geformiert, geporen. * * [1304] Es hat diser grave ain großen unwillen und ungnad, gleichwol nit umb so gar hochwüchtig sachen, bei

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dem haus Bayrn uf sich geladen, dess er wol het mögen entperen, sonder auch im zu hohen ehrn und gutem hett geraicht; dann offenlich hievon geredt worden, da er sich nur ein wenig etwas tesiger und wesenlicher gehalten, herzog Albrecht het im sein schwester Mechtildim vermehlet,

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die er hernach margraff Philliperten von Baden verheurat hat. Aber mit seiner widerspensigkait do hat er im selbs großen schaden und spott zugefüegt und dem herzogen ursach gegeben, nach der grafschaft Hag zu drachten, wie sie dann schon von haus Bayrn ußgebotten. Darumb, wie

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herzog Moritz von Sachsen, der curfürst, in vergangnen jaren ainsmals zu herzog Albrechten gen Dochaw kam, do zaicht der herzog dem curfürsten die wappenschilt und helm


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 616. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_616.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)