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gemalt der grafen und herrengeschlechter, so vom haus Bayrn abkomen, dergleichen auch was sonst von hohen geschlechtern im land zu Bayrn gesessen; die alle weren hin und abgangen, allain die zwai geschlechter Hag und

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Bern weren noch vorhanden, die giengen uf stelzen und würden auch bald zum größern haufen. Also stellen die großen herren und [1305] pottentaten nach den weniger, und der in seiner landtsart ein monarchiam will anstellen, ist von nöten, das er die wenigere und kleine güeter nit

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verschmach, sonder einziehe, was ime werden möge. * * [1506] Es hat im auch nit ain klainen ungunst gemacht bei Bayrn, das er mit margraff Cristoffen von Baden zu Augspurg uf dem reichstag anno 1559 also gestutzt, welches so hart angangen und durch den graffen so nedisch

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gepraucht, das man vermaint, es solte dem margrafen sein leben haben gestanden. Herzog Reinhard, der pfalzgraf, hat ain solchen misfal und verdruß darab empfangen, das er mit der klingen an den grafen gewellt, ist aber von den umstender hinderhalten worden. *

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Es hett herr Johanns Wernher freiherr zu Zimbern bei seiner regierung die pfarr zu Oberndorf aim Rotweiler verlihen, genannt maister Hanns Spretter. Der war ain stolzer, hochmüetiger und übel condicionirter mentsch. Im ward durch sein Iehenherren, herr Johanns Wernhern, vil durch

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die finger gesehen. Wie baldt aber herr Wilhalm Wernher die herrschaft der statt Oberndorf und der zugehörigen dörfern zu handen prachte, wolt im der selb gnow ufsehen, dann der pfarrer dozumal wenig in Oberndorf, sonder den merertail zu Rotenmünster; da het er ain closterfrawen an

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im hangen. Das trib er so lang und vil, das die von Oberndorf darzu redten und sich dess beschwerten. Darumb, als der zeit herr Wilhalm Wernher die under pfarrkirchen zu Oberndorf jenet dem Negker bawen wollte und durch sein pfarrer den ersten stain mit ainer solennitet

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legen lassen, mueste das durch ain andern und namlichen den pfarrer zu Sulz beschehen. Sollich unwesen nam herr Wilhalm ganz hoch[1] uf, wolt das dem pfarrer nit zugeben, ließ in mermals warnen und bitten, abzusteen und sein pfarr zu versehen. Es half aber alles nit. Derhalben

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verfolgt er in erstlich vor denen von Rotweil und vermaint,


  1. hoch] hs. hoff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 617. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_617.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)