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wie obgehert. Also sahe im die oberkait neher uf die eisen und für recht gestellt, beclagt und entlichen mit dem strang gericht, nach seinem wolverdienen. *


Wie herr Wilhalm Wernher freiherr zu Zimbern sein
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haimfierung mit der landtgrevin von Leuchtenberg zu Oberndorf gehapt, auch was ime im paurenkrieg begegnet, und hernach ans cammergericht kommen etc.

[623] Als nun die hochzeit zum Hag ein ort, sein graf Christof und herr Wilhalm Wernher mit ainandern widerumb

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zu haus geritten. Herr Wilhalm Wernher fieng an, sich uf seines gemahels haimfierung zu rüsten. Die ward hernach selbigs jars umb Nicolai zu Oberndorf gehalten. Es kamen dahin seine baid brüeder. Herr Gotfridt Wernher bracht mit ime sein gemahl, die grefin von Hennenberg, aber herr

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Johann Wernher wolt sein gemahl nit dahin lassen, wiewol sie domals zu Seedorf war; sie muest sich außer bevelch ires herren in ain bet legen und sich krankhait annemen, wiewol iederman das widerspill bewist. Aber es warde ime in ein seltzame, ainfüere weis gerechnet. Grave Christof

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von Tengen kam ime auch zu ehren, so waren der merertail edelleut vorm Schwarzwaldt und am Necker geladen. Es war ain große haimfierung, die bei acht tagen mit großem costen ward gehalten. Es zogen die von Rotweil mit irem carojo oder großen hauptbaner[1] ob den 500 stark

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herab geen Oberndorf, der hochzeiterna entgegen. Die warden all costfrei und wol gehalten, und halfen alle darzu, damit das güetlin verthon und inen ain zipfel vom kissin megte werden, welches gleichwol hernach beschehen und inen laider in dem tenebroso saeculo und unglücklichen

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gerathen. Es het herr Johanns Wernher zu merer kurzweil herr Hannsen Weingebern hinab auch geen Oberndorf beschaiden. Der war nur nit so gar priesterlich geklaidt, sonder gar nahe wie ain ambtman; und dieweil aber der alt Gabriel Maugenbuch übel gesahe und den pfaffen nit

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gleich kennen konte, do wardt er von herr Johannsen Wern-


  1. carojo oder großen hauptbaner] Liebrecht, Germania XIV, 398, macht darauf aufmerksam, daß dieß noch ein sehr spätes vorkommen des mittelalterlichen bannerwagens sei; s. das von ihm weiter hierüber beigebrachte.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 621. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_621.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)