Seite:De Zimmerische Chronik 2 631.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

steen, das sie hernach nie vertragen worden. Derhalben er verursacht, das [er das][1] stetle Oberndorf sampt den darzu gehörigen flecken und dörfern seinem brueder, herr Gotfridt Wernhern, umb vierzehen tausendt guldin zu kaufen

5

gab; das beschach anno 1527, und in selbigem jar, zinstags nach Valentini, schwuren die underthonnen herr Gotfridt Wernhern die erbhuldigung, wie von alter herkomen. Hiezwischen handleten herr Jörg, truchseß, und herr Schweikart von Gundelfingen mit ime, dieweil am

10

kaiserlichen cammergericht ein standt, der durch ain grafen oder herren sollte versehen werden, erlediget und aber die notturft erfordert, das ain gelerter herr substituirt würde, das er uf ir vilfeltigs anhalten letzstlichs bewilliget. Darauf ward ime derselbig standt durch baide obernempten herren, seine

15

vettern, richtig gemacht und darauf von der kaiserlichen Majestat presentiert an statt graf Ruprechts von Manderschidt, welcher sein standt am kaiserlichen cammergericht ufgesagt und ans reichsregiment kam. Also zog er im jar 1529, im Junio, geen Speir.

20

* [1421] In bemeltem jar, den 12ten Junii, schreibt im graff Adam von Beichlingen, der cammerrichter, von Speir auß, das er von der königclichen Majestat, als kaiserlichen stathalter im reich, seines, herr Wilhelm Wernhers, assesorstand bericht, und dieweil am bemelten cammergericht[2]

25

groß mangel an leuten, begert, er welle sich nichts verhinderen lassen, sonder ufs fürderlichest sich hinab verfüegen und den gericht beiwonen. In solchem schreiben do irzet sich grave Adam gegen herr Wilhelm Wernher in der übergeschrift, dessgleichen auch in der missif, wiewol er sich

30

dennost nit überschrib, welches doch zu gar wer fürstlichen gewest. Es ward dem grafen sollich unbedechtlich schreiben von den verstendigen für ain große dorhait domals und in ain lautere geucheri mer, dann für ain übernemen, ußgelegt und vil darab verspottet, als es auch ain ironis[3] ostentatio

35

ist und die inter pares und gleichs herkommens und standts nit gepreuchlich ist, auch nit sein soll. Es mag auch der cammerrichterstand ain sollich privatschreiben als ain graf oder freiherr gegen dem andern nit entschuldigen, aber der pracht und die hoffart, das ain ieder über den ander sein


  1. er das] ergänzt.
  2. cammergericht] hs. cammergerichtz.
  3. ironis] d. i. ironisch.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 631. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_631.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)