Seite:De Zimmerische Chronik 2 641.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

audent cum talia fures[1]? Es ist bei herzog Eberharts zeiten, wie ainmal ainer sprach, alles hingangen und wenig für unrecht geachtet worden, dann wol hausen, die güeter behalten und den stammen und namen bedenken. Bei sollicher haushaltung und regiment wie das closter zugenomen, ist

5

wol zu gedenken. Und aber die ordnungen unserer vorfaren und das guet wolmainen ist darum nit zu straffen oder zu verwerfen, sonder die missbreuch, das niemands die abthuen oder den hundt will, als man sagt, zum fenster

10

hinauß werfen, sonder die weltlichen obrigkaiten und fürgesetzten sehen durch die finger und ligen zu zeiten auch under der deckin. Wer will dann den strafer under [633] denen gaistlichen strafen? Derhalben will es schier an allen orten felen. Es hat bei unsern zeiten solcher frawenclöster

15

vil gehapt, under denen etlich beschlossen haben sollen sein, aber vor den allerschweresten hauptsünden, als geiz, neid, hoffart und allerhandt unkeuschait sein sie zum allerwenigisten beschlossen gewesen. Das hat man zu Straßburg erfaren. Als uf ain zeit im summer das wetter bei

20

nacht in ain sollich beschlossen closter geschlagen und ain große nott vorhanden gewesen, haben etliche von der statt ußer befelch das closter gewaltigclichen geöffnet und mit großer müeh das feur gestillt. Also hat man ain mansperson, gleichwol der jaren noch jung, uf ainer closterfrawen

25

im bet nackend gefunden, die das wetter und der dunst baide erstecket. Wie nun gleich hernach strenge inquisition gehalten, hat sich warhaftigclichen erfunden, das etlich mehr manspersonen im closter sich enthalten, die doch bei zeiten darvon kammen. Diese sein in der jugendt kindtsweis in

30

der umbtreibenden scheuben ins closter gezogen worden, darin sie biß in ire manbare jar behalten und nach der haut sein gebraucht worden. Ohne zweifel haben sie ir köstle wol verdienen und an den alten, garstigen, stinkenden böcken ir junges leben, den leib und alle chreften

35

verschinden müeßen; dann under anderm herfürkomen, das die eltesten under inen in disem fahl die prerogatif[2] oder preminenz gehapt, die jüngern aber, die der arbait villeucht baß werd gewesen, haben die weil fasten müesen und sich ander closterarbait behelfen. Was soll ich aber von solchen

40

clöstern in der ferre sagen, so wir dergleichen hausrath in


  1. fures] s. Virgilius, Bucolica III, 16.
  2. prerogatif] hs. prerogtif.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite xxx. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_641.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)