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unserer landtsart finden, darin sich die frawen ainsteils oft jungen? Got verleihe sein gnad, das die früchten iedesmals lebendig an tag kommen und zu dem lob Gotes erzogen und nit undergeschlagen werden, doher dann ein heimlicher

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leumadt, das bei oder an solichem closter ein weir, den man ußer allerhandt ursachen nit ußfischen oder gar ablassen derfte, damit nit darin gefunden, dardurch dem closter schmach und nachrede entstande. Es solle in solchem closter vor jaren ain closterfraw gewesen sein vom adel,

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deren namen von des geschlechts wegen zu verschonen underbleibt. Die hat sich nun laider auch übersehen, das ir der bauch geschwollen, und zu gepürender zeit hat sie ain schönen son glücklichen geporen. Das hat sie also verhellen und verstreichen künden, das es menigclichen im

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closter unwissendt gewesen und auch also verborgen bliben, allain ir cammermagdt, die auch zuvor des aplas zu zeiten tailhaftig worden, hat dise haimlichkait und das ganz gescheft gewisst und alle pratik gefüert, ist auch ir frawen darin berathen und beholfen gewesen. Solcher irer

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vertrawten magdt hat die closterfraw das kindt geben, mit höchstem pitt, sie weil es ußerm closter tragen und haimlich ab dem weg thon, damit sie nit zu offner und weltlicher schandt gebracht und villeucht im kerker darumb müeße darzu büeßen und gestraft werden. Also hat ir die magdt

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sollichs zugesagt, darauf das kindt genomen und zu dem closter hinaußgetragen, das sein niemands gewaret. Seitmals aber das kind ain über die masen schönes, adellichs kneblin gewest, ist sie ain rewkauf ankommen, sollichs zu verderben, derhalben das kindt irer aignen muetter gepracht

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und sie getrewlichen gebetten, das zu erziehen, und ir aber darbei nit öffnen wellen, wess das seie, und hat damit iren järlichen lone daran gewaget, domit das kindt erzogen werde. Gleichwol sie ir closterfraw verwenet hat, das kind seie umb den pronnen gangen und schon hingericht. Das

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ist nun also bliben ansteen etliche jar, das hievon niemands, dann die closterfraw und ir magdt, wissens gehapt. Wie aber das kneblin ungeferlich uf die vier jar alt worden, do hat die alt fraw, so das kneblin erzogen gehapt, im selben closter [634] anderer sachen halb zu schaffen gehapt. Die

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hat das kneblin, das ir insonderhait lieb gewesen, mit laufen lassen, welches seiner grosen schöne halb vil ufsehens, und habens die andern closterfrawen merteils geliebt und zu sich


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 642. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_642.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)