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walden lag und nur ain brittere wandt zwischen inen war, auch mitenandern sprachen hetten künden, in solcher nacht zugerüeft und mit großem affectu und begirdt gesagt: »Ach du mein guldine Anna! ach mein guldine Anna!« Ich

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gedenk, er hab ir am schnitt vil baß gefallen, dann ir geuchle daheim, den sie nur für iren gauggenschnabel hielte. Diser turnier weret über die halb nacht, und als es wolt anfahen tagen, do kam die closterfraw wider und fürt herr Walthern widerumb darvon. Der legt sich erst nider in das bet zu

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seiner ruhe, das im der gastmaister den abent darfor het zugericht. Dergleichen thette auch der Oswaldt von Neuneck. Des morgens, als sie baid wol ußgeschlaffen, dorft es nit vil abschaids nemen, sie liesen die ross satln und ritten darvon, dann der würt allerdings bezallt, und war die

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edelfraw wol und nach irem willen pensionirt, und glaub warlich, sie hab solch closterarbait vil aldo volbracht, und wann sie hungerig gewesen, seie sie dahin komen und hab iederweil ein spieß dulcedinis alda bekommen. Das laß im menigclich gesagt sein: »Wer ohren hab, der höre! Nit

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ain ieder, der do sprücht: Ja, herr! der thuet den willen meins vatterns.« Es sein die closterfrawen oftermals nit die bösten preceptores, die eheweiber abzurichten, darvon ich noch anders mer sagen wellt, aber ich wills bei dem bleiben lassen. Gott waist die warhait, die welt ist die welt, und

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sag der pfaff, was er well. * [1521] Es begeben sich deren hendel vil in clöster, und obwol nichts unrechts beschicht, so haben sie doch seltzame gedanken. Das gemanet mich fast an die alt ebtissin von Wald, war ain edle von Rotenstain. Die welt

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ainsmals irer camerthüer in der aptei helfen lassen, der war etwas begegnet, das sie nit recht zuschließen wollt. Darum beschickt sie ain schlosser von Pfullendorf, hieß maister Kranz, war ain guter, frommer man. Begab sich one geferd, daz er die eptissin allain in der apteistuben ergriff. Sie fürt

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[in][1] in ire kammer. Er schlug die thür zu, thet ab sein rock, legt den uf der ebtissin bett, sein schwert hernach und half hernach der thür. Dieweil aber die abtissin bei ime allain und er zu anfangs, wie iez gehert, ain solchen abenteurlichen apparat getriben, do hat sie hernach mermals

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gesagt, es sei ir nie so angst bei ainem man gewesen, als


  1. in] vom abschreiber wohl ausgelassen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite xxx. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_645.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)