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domals, wie er sein schwert abgegürt und den rock hab von ime geworfen. Ich hett gesagt: »Wie so, fraw? wissen ir dann, oder hapt ir versucht, wie es in sollichen hendeln zughet?« *

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Aber herr Walther von Geroltzeck hat sein liebhaberin,also will ich sie nennen, dozumal nie gesehen. Es füegte sich aber uf ain zeit, vil jar hernach, do waren wir baide uf aim tengischen tag zu Horb, er, Walther, sagt mir die historiam. Ich het gleichwol ain jar oder fünf darvor auch

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von der sach gehört, wust aber nit, das er der man war, der den boek het gestochen. Er ließ sich gegen mir merken, das er die frawen gern sehen welte, die ainest ab ime ain solliche kurzweil gehapt. Do riethe ich ime, in allweg solchs zu thuen, versprach ime ain mitgesellen zu geben, als ich

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auch thette. Er war der elter, also war ich hoffmaister, und als wir zu Horb außritten, do schickt ich für, mit anzaig, was wir thon wellten, und die werbung thett ainer, der sein sach mit dem muntwerk[1] wol kunt verrichten. Sovil mein person betraff, ließ ich anzaigen, seine söne hetten

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mich oft geladen etc., het ain sonder begirt, den alten greisen zu sehen und in kuntschaft mit ime zu kommen. Was soll ich sagen? Wie wir ad locum destinatum kammen, die alten kerlen und corrivales waren die bösten gesellen, wie billich; ich trib neben einher mein affenwerk, ich sahe

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die frawen, aber nur limis[2] oculis, an. Sie war alt, aber an den stucken sahe man, was sie vor jaren gewesen war, und glaub fürwar, sie hab unser vorhaben gemerkt. Ich trang darauf, das wir baldt ußer[3] dem haus kemmen, dann die welt ist wunderbarlich. Es fiel mir zu sinn der essel

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Luciani[4]; do sich der [636] selbig begerte an geliebten ort[5] zu letzen, do ward er die stiegen hinab geworfen et nudus kam er darvon. Also procurierte ich unser abscheiden, und fürwar, da wir unsern abschied im frawenzimmer, das gleichwol mit gelerten worten und wie man beschaiden wurt,

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beschache, sahe ich ain kalte antwurt, dann uf unser parthei war der reifen so reuhlich im part und haar gefallen, das ich gedacht: »Wolan, man hat uns darfür, wir seien in simias conversi.«[6] Also schieden wir darvon. Was man


  1. muntwerk] hs. muetwerk.
  2. limis] hs. linnis.
  3. ußer] hs. unser.
  4. Luciani] s. dessen Lucius, cap. 56; hs. Lucani.
  5. ort] hs. ortem ort.
  6. in simias conversi] s. I, 454, 23.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite xxx. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_646.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)