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halden getriben und laufen lasen. Do sagt man wunder, was hocher sprüng das vaß gethon, biß es herab komen. Aber der münch und die nonn haben der kurzweil nit lachen megen, dann über das sie ain lange weil baide für todt do

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gelegen und sich nit regen kinden, so haben sie große peulen, ja auch arm und schenkel abgefallen, und glaub, sie seien hernach in kain weinfaß mer zusamen geschlupft. Bei wenig jaren ist es aim küefer zu Überlingen, so in der gassen hieoben bei den Barfüeßern in aim großen weinfaß

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lag und die weinstein abher schapte, auch lecherlich gangen, dann es kam ein voller baur von Lückersdorf zu im, der het den kaufleuten früchten an see gefüert, und fragt den küefer, was er do leg, im vaß kratzen. Das verdroß den küefer und gab dem pauren bösen beschaidt. Also schlueg

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der paur die zwai kletzle, die under dem faß lagen und solchs an der haldigen und gehen straßen erhielten, hinweg. Do kunt der küefer das faß nit mehr erhalten, das kuglet und rumlet mit im die gassen hinab biß für die protlauben. Der küefer het ein greusenlich geschrai im

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faß, und so bald er konnte, do wüscht er ußerm faß und wolt nur den bauren, der im disen bossen gerissen, todt schlagen. Aber es standen vil ehrlicher burger daselbs, auch vil frembder kaufleut und ander, dann es an aim marktag, die wolten sich der sach krank lachen; und damit

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der küefer an den vollen pauren kein schalk legen konte, do ward der paur hünder sich geschoben und behalten, und het der küefer menigclich ein kurzweil und lechter gemacht; gonte ims auch iederman wol, das im der schimpf also war begegnet. Derhalben, wie er sahe, das niemands umb sein

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trewwort oder boldern wolte geben, do ließ er selbs ab und zoge mit seinem vaß wider haim. Ein ander mal wurt er vil gewerlicher gehandelt haben, wann er in die weinfesser schlupfen und den wein hat wellen abschaben.


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 651. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_651.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)