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So bald er in ain gemach kommen, hat er gleich anfahen zu reden; da er aber schon stillgeschwigen, hat man doch gemerkt, das er verhanden, an dem, das mertails denen, so in selbigem gemach, der attem etwas hat kürzer wellen

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werden. Alle gebett, was man ime vorgesprochen, das hat er nachgesagt, auch den glauben und das vatterunser, ohne die wort »und füer uns nit in böse versuchung, sonder erlös uns von allem übel!« die hat er geschwigen und nit sagen wellen. Es ist Bernhart von Sachsenhaim uf ain zeit

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undertags in seinem bet gelegen und seinen gescheften nachgedacht. Indess er den gaist, das er in der cammer, vermerkt, derhalben im zugesprochen und gefragt, ob er da sei. Da ist er neben im uf dem [bett][1] gelegen und ime antwort geben. Nach langem gesprech da hat der edelman

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in gebetten, das er sich doch in seiner gestalt wellt sehen lassen. Das hat im der Entenwick abgeschlagen, mit vermelden, das er ine mit seiner ungestalt und greusenlichen, erschrockenlichen ansehen ungern bekümbern wellte. Iedoch hat der edelman uf seinem begern verharret, darauf

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Entenwick gesagt: »Wolan, ich will dein verschonen und doch etwas an mir sehen lassen, damit du sehest, das ich dir gern welt wilfaren; mir zweifelt auch gar nit, du werdest sein hinnach nit mer begern.« Indess so streckt der gaist sein arm durch das küssin hindurch, also bedaucht den

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edelmann. Der war mit langen spitzen am ellenbogen und durch auß, die finger aber an der handt auch spitzig und greulich und die farb so erschrockenlich, mit ploe und bluetfarb und gelen spreckln also vermischt, das ich von dem edelman selbs gehört, das er all sein tag ellender und

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greuslicher anblick nie gesehen hab. Darumb der gaist selbs sprach: »Wolan, ich hab dirs vorgesagt, dann ich wol gewist, was unlust und unwillen du an meiner gestalt haben würdest, darumb so laß mich hinfüro mit diser oder dergleichen begern zufriden und unbekümbert!« Es hat sich

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bemelter Entenwick vernemen lassen, aldieweil er zu Sachsenhaim, so werde das geschlecht an ehren und guet nimmer zerrinnen, und die warhait zu sagen, es ist dem von Sachsenhaim glücklich und wol gangen, er hat hüpsche kinder gehapt, auch an zeitlichem heftig zugenommen. Und wiewol

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er also etliche jar im schloß gewest, darin er niemands be-


  1. bett] fehlt in der hs.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_007.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)