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ain klains stüblin voller reinischer guldin wünschte, und als er befragt, was er damit thuon welte, sprach er, er welte sein deschle, das er ganz lieb hett, so voll darmit füllen, das nichs mer darein megte. Also wardt er weiter befragt,

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seitmals noch vil guldin überig sein würden, was er denn mit denselbigen thuon wellte, do gab er die antwurt, er wellte sein herrn vattern darfür lassen sorgen, wo sie hin kemen, sonder sich benüegen an dem, das er sein deschlin damit hette außgefült. Also sein ainest die alten seltzam

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gewesen. Diser graf Hanns ist von jugent uf ain hoffman gewesen und bei kaiser Maximiliano erzogen worden. Im alter hat er sich ganz ainig, wie oblaut, gehalten und vom podagra biß in sein todt vilmals geplagt worden. Er aß die hessel gern ußer der Ablach, und dieweil er dann guet

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forhenen ußer der Lochart haben megt, der er nit sonders achtet, do draff er ain dausch mit herr Gottfridt Wernhern freiherren von Zimbern, so domals die herrschaft Mösskirch inhett, und schickt im mehrmals derselbigen gueten Lochartforhenen gegen übersendung der hesel ußer der Ablach.

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Er hett die aigenschaft an im, das er gern alte sachen und die der gedechtnus würdig waren, uf die pan brachte, fieng darvon an zu sagen; wann es dann ufs böst kam, ließ ers stecken und schwig. So er dann darum befragt, wie es weiter ergangen, »das behalt ich mir selber«, daher das

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sprüchwort: »Ich behalt mir das selbs, sprach graf Hanns von Werdenberg.« * * [1322] Grave Hanns von Werdenberg war vil an kaiser Maximiliani hoff. Er bracht uf ain zeit mit sich von Insprug ein schöne frawen, man hieß sie nur doctor Schlitzin.

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Sie het vorhin ain doctor gehapt und war sie selbs in der arznei so erfaren und in der glücklichen pratik[1], das es ain wunder. Sie het den grafen, der dann heftig mit dem stain beladen und sonst auch ain bleder herr war, mermals beim leben erhalten, daher sie auch in ain solchs ansehen bei

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im kam, das man sagt, er het ir die ehe versprochen. Wie die guet fraw herauß, kam sie bei seinen brüedern, graf Christoffen und graf Felixen, in großen unwert, sie wolten sie im nit lassen; auch ward ir allerlai widerdrieß begegnen, derhalben sie zu Jungnow sich hinweg thette und graf


  1. in der glücklichen pratik] vielleicht verschrieben statt glücklich in der pratik.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_059.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)