Seite:De Zimmerische Chronik 3 069.jpg

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Dis capitel sagt von etlichen lecherlichen handlungen zwischen herr Hannsen Weingebern und Schotten von Ebingen, auch wie herr Gotfridt Wernher freiherr zue Zimbern der jungen graven von Tengen formünder worden,
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und darbei vom geschlecht Thengen.

[674] Als ich mir fürgenomen, die zimbrischen historien und was sich in sollichem geschlecht aubenteurlichs, guets und bös, iederzeit begeben, nachlengs zu schreiben, kan ich nit erachten, auch die handlungen, so in schimpf und zu

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frölichen zeiten fürgangen, mit stillschweigen zu umbgeen seien, dann, da ich gern vil höcher res gestas[1] anziehen wölt, mueß ich doch bei denen sachen bleiben, die bei gegenwürtigen jaren fürgefallen. Es haben die baid herren gebrüeder, herr Johanns Wernher und herr Gotfridt Wernher,

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umb dise jar vil kurzweil gehapt mit aim alten pfaffen, hieß herr Hanns Weingeber, auch mit aim kürsner, sas zu Ebingen, hieß Hanns Schott, war der, so die Lenora Werdenbergerin, graf Haugen von Werdenberg ledige bastardtdochter, verheirat, wiewol sie derzeit von ime geschaiden.

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Er war ain holtseliger, aber ain übel schwerender mentsch. Diese baid, der pfaff und dann der Schott, kamen vil zu den herren und liesen sich als kurzweilig leut fatzen. Der pfaff kam uf ain zeit zu herr Johanns Wernhern geen Falkenstain. Wie man nun im obern stüblin ob dem morgenimbis,

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do kompt der Schott ungeferdt auch an die porten, begert hinein. Herr Johanns Wernher befalch, in geschwindt einzulassen und hinauf zue füeren, doch im darbei nichs vom pfaffen, das er vorhanden, zu vermelden. Wie Schott hinauf kompt, muest der pfaff von der taffel ufsteen und sich

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hünder den offen verbergen, es ward im auch von herr Johannsen Wernhern verbotten, er hörte gleich, was er wölte, hünder dem offen zu bleiben und sich gar nit vernemen zu lassen. Als Schott in die stuben tritt, muest er gleich an disch nider sitzen, wust nichs vom pfaffen zu sagen, der

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hünder dem offen stande. Herr Johanns Wernher empfieng Schotten mit freundtlichen worten und under anderm sagt er im, das herr Hanns Weingeber bei zwai stunden bei ime abgeschaiden und übernacht aldo were gewesen. Nun war der Schott dem pfaffen heimlich feindt, so war der


  1. res gestas] hs. res restas.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_069.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)