Seite:De Zimmerische Chronik 3 077.jpg

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Darbei hat in der kaiser bleiben lassen. Gleichwol man warhaftigclichen gesagt, er hab seiner faiste halb mermals beim weib nichs schafen megen; auch hab er ain besonders gebende gehapt, so oben an der bettstatt angeheft; darin

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hab er sich gelegt, so hab sich dann das weib gerat under ine geschickt zum handel und dem dolchen zugrifen. Alsdann, so er den bogen gespannen und die mus stechen wellen, hab er seiner beschliesere, so zu sollichem handel abgericht, zugesprochen: »Heng! heng!« so hab dann die

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beschließere nachgelassen und gehengt. Alsdann ist er einsmals mit der were ins weib gefallen, wie man sprücht von pauren im Schlaurafenlandt, die uf den päumen[1] wachsen, und da sie zeitig, fallen sie herunder mit den füesen geradt in die stiffel, die inen gerecht und under den päumen

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auch gewachsen sein. Wann er dann der abenteur genug gehapt und müet worden, so hab er der beschließere abermals zugeschrieen: »Streck! streck!« alsdann hab sie gestreckt und in widerumb hünder sich gezogen, so hat er ab dem weib walen künden. Ein sollichen modum procedendi

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uf der betzieh soll er den mertails gehalten haben, aber zu gedenken, die beschließere hab manichmal guete ruhe gehapt. Darumb, als uf ain zeit under hochen [678] leuten hievon geredt ward, do sagt ein hofman, wo es ain solliche ungelegenhait hete mit aim mann, were es ainer frawen

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ganz beschwerlich, ire kurzweiln also zu erzwingen, sonder es gehörten glat, jung schreiber oder stark offenheizer darzu. Uf obbemeltem reichstag zu Augspurg ist er nit allain von kaiser Carolo und seinem brueder, dem künig Ferdinando, sonder auch von dem merertail allen chur- und fürsten zu

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wunder besehen[2] worden, die ine alle geladen und vil gnaden bewisen; insonderhait, als man merken ward, das er so wol drinken künt, do wolte menigclich dises graven kuntschaft haben. Er wardt hin und wider berüeft, wenig banketen giengen für, darzu er nit vor andern bei den fürnembsten

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ward geladen. Einsmals het bei etlichen fürsten er zu nacht gessen, war im aber dermasen mit drinken zugesetzt worden, das er all sat uf den aubent in seim wegele in die herbirg faren muest. Nit mag ich wissen, ob es vom drinken oder nit, oder ob er villeucht der süßen, durchtreibenden speisen


  1. päumen] hs. paunen; vgl. hiezu Hans Sachs, Das Schlaweraffenland V, 339, v. 16—19 (ausgabe von A. v. Keller.)
  2. besehen] hs. beschehen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_077.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)