Seite:De Zimmerische Chronik 3 086.jpg

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wolte fürnemen, do wardt er mit sampt seiner hausfrawen und dem gesünde zu Werstain eingelassen, und da sich gleich die herren vormünder und grave Christof, so konten sich doch die zwo frawen nit vergleichen. Do gab es ein

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blinden lermen über den andern[1] und verthet [682] ain parthei der andern zu laidt und zu wider. Wie das grave Jos markt, war es ime ain ebens spill, dann haimlich het ers ime anders nit erwünscht[2]. Er ließe sich auch offenlichen vernemen, er het zu der herrschaft Werstain ein vorkauf,

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und so sie schulden oder anderer ursachen halb das angreifen oder verkaufen, müest man ime den vorkauf lassen. Darauf auch so name er sich seiner basen und witfrawen und der jungen so hoch an, und damit man dester schwerer hauset und mehr costens uflüf, do verfüegt er sich

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manichmal uf die jarrechnungen geen Werstain, oder da er sonst was geschefts anmaste, beschrib er, wer ime gelegen, und pracht mermals über die zwainzig pferdt dahin. Do lag er etlich tag rechnen und taglaisten, und da er gleich mit frembden zu handlen, dorft er sie wol auch dahin beschreiben,

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alles, damit vil uncostens ufgieng und der schuldenlast dester mehr wüchse. Und damit er im genug thett, hat er etliche mal, wann ain geschrai außgieng, grave Jörg oder graf Christof von Tengen weren in ainer rüstung, bewürben sich und wellten Werstein einnemen (gleichwol vil vermainten,

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er das selbs erdichtet, das solche zeitungen und geschrai zu ainem deckenmentelin ußgiengen, seitmals menigclich wust, das sich niemands der zwaier gebrüeder annäme, auch ain sollichs nit vermöchten), ein pauren dreißig oder mehr, auch etliche raisigen geen Werstain gelegt in die besatzung.

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Denen gab man den az und nur den vollen, wie man sprücht. Item, als auch etliche zehenden und güeter umb nur ain gering gelt waren verpfendt, do thette er alle verhünderung, damit die in der vormundtschaft nit würden gelediget, alles darumb, damit im das hernach zu seinem vortel, da er die

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herrschaft kaufen, raichen möcht. Mit diser grosen untrew konten die armen graven uf kain grünen[3] zweig mehr kommen und muesten verderben. Darzu half auch ir große unainigkait und zwitracht under ainandern, das kain tail dem andern die güeter gonnen wolt. Solch regiment und

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große untrew weret gar nahe in das viert jar, do muest es


  1. andern] hs, armen.
  2. erwünscht] hs. erwuscht.
  3. grünen] hs, gruen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_086.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)