Seite:De Zimmerische Chronik 3 093.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


federwilpret abgericht gewesen, dann er seine sondere maximas uf solcher handtirung gehapt, und hat im ain weibsbildt mehr am schnitt, dann die andern, gefallen, darauf er sondere regulas gehapt, die allerlai ursach halb alhie

5

underbleiben. In solchem het er für ein gewisse demonstration, das ein weiblicher leib, der aim gerecht und angenem, eins ganzen landts wert und mit kainem gelt oder guet genug megte geschetzt oder bezallt werden. Wann er ain junges medlin, das im am gang und der apparenz gefallen, in der

10

gassen sehen fürgeen und das nit gründtlich under augen kunt beschawen, so schri er überlaut: »Bub, laß die mus ligen!« Alsdann gemainlichen so sahen die selbigen döchterlin über sich. Dergleichen facetias hat er vil gebraucht. Es überkam der unvertreglich graf Eitelfriderrich von Zollern

15

spenn mit im; nun hett Hanns von Weitingen sich an etlichen orten hören lassen: »Potz milz (also schwur er)! ich würd mich den grafen nit bochen lassen.« Neben dem het er sich zu Sulz am Necker in die kirchen lasen maln mit aim grosen schwert, einem langen knebelbart und in allweg

20

in ainer grosen, greusenlichen gestalt. Nun kam derselbig graf Eitelfriderrich uf ain zeit in die kirchen zu Sulz und ohne geferdt war Hanns von Weitungen auch darin. Keiner sprach dem andern zu. Indess ersicht der graf die weitingisch contrafactur, lauft er hünder sich, thut, als flihe er die,

25

sprücht: »Allmechtiger Gott, wer ist doch diser greusenlich man, der ain solichen ungefüegen bart, ain langes schwert und so gar erschröckenlich ist anzusehen? Ich het ain lust, mich mit im zu versuchen, was er könte, oder was er doch für ain mann were.« Hanns von Weitingen war nit lustig,

30

mit im zu kempfen, er kant in, hankt sich an etlich edelleut, so zugegen, mit denen dauset er darvon. In kürze darnach kam der graf in ain handel mit dem eltern Endresen Ruteln; den betratt er unfer von Rotenburg und war so gar über in bewegt, das er ine mit ainem bogen erschossen. Ußer

35

der, auch andern ursachen mer fürt er etliche fendle in Italiam; mit denen kam er in Paviam zu dem andern kaiserlichen kriegsvolk. Aber im wardt vergeben von dem Spanier Antonio de Leva, derhalben er zu Pavia starb und zu den Augustinern in der lombardischen künig [686] citadella[1] beim

40

schloß begraben ward, und mit seim absterben ward herr


  1. citadella] hs. cicadella.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_093.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)