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* [1497] Es hat sich umb die zeit noch ain handlung des zimbrischen forsts halb begeben. Herr Gottfrid Wernher, als er sein bezürk handthaben wolt, wie auch von seinem herr vatter beschehen, begab sich umb die jar 1514

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ongefärlich, do schueß der ziegler zu Fridingen ain hirß im zimbrischen forst, genannt an der Hoheneck. Wie bald das herr Gottfrid Wernher gewar, do ließ er inne fahen und gen Messkürch als ain wiltpretschützen füren. Demnach aber graf Jocham von Zollern der zeit hauptman der

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herrschaft Hochenberg und sich derselbig seine vorstleut bereden ließ, als ob die Hoheneck ime als hauptman zugeherig, do ließ er haimlich zu Fridingen und ander hochenbergischen dörfern ufbieten, fiel unversehens ein zu Lübertingen. Da fiengen seine leut etlich bauren und triben die

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herd vihe darzu hinweg. Herr Gottfrid Wernher füng sich an dargegen zu rüsten; er manet seine leut uf, bewarb sich hin und wider in der stülle mit reutern, und war die mainung, das er zu Fridingen mit gewalt einfallen und den flecken plündern[1] wellt, welches dann denen zu Fridingen durch ire

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kundtschaften unverborgen. Denen war bei disem forstzank nit gehewer, das sie dadurch zu entlichen verderben sollten gebracht werden, darumb so ratschlagen sie, wie disem einfal zu begegnen, und warden in allem rat drei stuck fürnemlichen beratschlagt und beschlossen, erstlichs das sie all

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ir beste hab an vihe oder ander in das schloß daselbst, war dozumal Wolf Sigmunds vom [1498] Stain, söllten flöhnen und daselbs zum besten bewaren; zum ander solten die übrigen darzu verordneten burger gute wacht haben und, sovil möglich, den flecken vor allem überfall verhüeten; zum

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dritten, seitmals sie mit wenig geschütz oder handroren versehen, vil weniger das ainich schießpulver der zeit verhanden, do ward dem burgermaister, war ain huffschmidt, ain guter, frommer man der alten welt und hieß maister Hanns Binder, von gemainer versamlung uferlegt, sich umb

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schießbulver[2], sonderlichen aber bei der statt Rotweil, zu bewerben. Das geschäft name er von gemaines nutz wegen mit willen uf sich und sprach in beiwesen iren aller: »Wolan! ich wils versehen und morgen in aller früe uf mein Rolle sitzen (also hieß er sein ross) und gen Rotweil laufen.« Ein tail


  1. plündern] hs. plunder.
  2. schießbulver] diese und die folgende geschichte vom kirchenthurn s. schon II, 551, 22 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_100.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)