Seite:De Zimmerische Chronik 3 130.jpg

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iren monumenten gefunden, die ich auser irem vergunen alle ersehen, hat erst bei anderhalb hundert jaren angefangen, darvor sein allerhandt standts aldo uf und angenommen worden, und user der ursach, dieweil die

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capitulares von den allerfürnempsten geschlechtern in ganzem Germania, [705] so werden sie in den gemainen epithetis, damit man die tomherren uf allen oder doch der merertail hochen gestiften in deutschen landen bezaichnet, die edlesten genempt, wie dann vor jaren den merertail tomherren in

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deutschen landen ire sondere titel oder aigenschaften sein gegeben worden, welche, so man sie recht erwigt, so künden sie nit bösser oder ieder wessen deutlicher an tag geben, als namlich so werden die dombherren genennt von Chur die ungetrewesten, Costanz die nerristen, Bassel die

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ermbsten, Straßburg die edlesten, Speir die kergesten, Wormbs die eltesten, Menz die hofertigesten, Trier die würdigisten, Cöln die wolberedtesten, Würzburg die brachtlichisten, Bamberg die verspiltesten, Aistet die verhurtesten, Augspurg die raisigisten, Freisingen die gelertesten, Salzburg die

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gaistlichisten, Passow die gröbsten, Regenspurg die vollesten. Bei disen epithetis allen ist sich zu verwundern, das keinem gestift der titel »die reichesten« geben worden, seitmals doch under disen etliche überreiche capitel sein, als fürnemlich Menz, Cöln und Würzburg etc. Darbei mag unsern

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vorfarn, so uf ieden gestift fleißig gesehen, juditium und verstandt abgenommen werden, das sie keinem gestift disen titel zugeben haben, dann sie ohne zweifel wol gespürt und gesehen, was der merertail wesen und handtierung dieser domherren und das sie alle mer järlicher gülten haben, dann

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sie verdienen, darumb sie alda sein, sonder ire reichtumb nur zu erhaltung und merung aller ippigkait gebrauchen. Solchs darf aber niemands sagen, oder er wurt für ain erzketzer geachtet oder für ain abtrinnigen von der kirchen, als ob solche missbreuch gleich recht weren. Und nit allain

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das den domherren also ein gemainer spruch seie, sonder auch man pfligt von bisthumben am Rhein[1] zu sagen, das do seie das bischtum Chur das oberst, das zu Costanz das schlechtest, das zu Bassel das ermest, das zu Straßburg das lustigest, das zu Speir das hochfertigest, das zu Wormbs


  1. bisthumben am Rhein] mit meist andern praedicaten sind sie aus dem Chronicon chronicorum ecclesiastico-politicum, auctore Gualterio (1614) s. 614, aufgeführt im Kirchenschmuck. Ein Archiv etc. XXIII, 31—32.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_130.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)