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fressen. Wie nun der vom Stain von der weltlichen obrigkait gefangen, do wardt das der deutschen nation was seltzams, dann die vom Stain nit die wenigisten vom [723] adel sein in hochen deutschen landen. Die fiengen an dargegen

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zu supliciern und handlen, praticierten auch dermaßen bei andern studenten und der burgerschaft, das es schier aim lerman gleich het gesehen. Das nam der praetor oder potestat zu einem vorteil, bracht die sach dahin, das man den vom Stain solt geen Wilfart[1] füeren, ist ain schloß

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zwischen Leven und Brussell, und ist kein gefangner, wie man gemainlich in Niderlanden sagt, der geen Wilfart kompt, do ein hoffnung seie, das er lebendig wider darauß kom; sonderlich beschicht aber das mit den großen Hannsen, die man nit gern offenlich und vor dem gemainen man richten

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will. Aber nach langer underhandlung do wardt doch die künigin Maria als regentin und gubernantin erbetten, das sie nachließ. Es war ir seltzam, das man brinende liechter an das ort sollt behalten, dann ir sonst wol bewist, auch teglichs practiciert, was dahin gehört; dann es war ir nit

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umb das gerstenkorn zu thuon, sonder sie het vil lieber ain gehapt, wie ain jegerhorn[2], darvon dozumal vil leut sagten, sonderlichen was man für ain seltzamen zeug, hierzu dienstlich, ußer frembden landen ir het zugeschickt, der unegeschicht im Deutschlandt von den schnaphanen ist ufgefangen,

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eröffnet und besichtiget worden, von dess wegen sie gern himel und erden het zusamen vermischet. Aber der guet Chrisof vom Stain, darumb das er sich an ainer alten, bösen huren, wie gehört, vergrifen, ist er in solicher gefahr gestanden, das menigclichen besorgt, er werde mit dem leben

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nit darvon komen, sonder enthaupet werden. Aber Gott gab gnad, das er dannest darvon kam, und hat bei wenig jharen noch gelept. In solcher handlung haben alle Deutschen, das sie ine, vom Stain, darvon bringen, genug zu thuen und vil unruhe mit gehapt, die doch herren Froben

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Christoffen[3], waver er zeitlicher zu Leven ankommen, wol wer zu teil worden, dann er ine von schwagerschaft wegen nit het lasen künden.

Der zeit, als herr Froben Christof zu Leven, do waren drei junger fürsten alda in studio, des herzogen von Ars-


  1. Wilfart] d. i. Vilvorde, stadt bei Brüssel.
  2. jegerhorn] s. II, 558, 20.
  3. Christoffen] hs. Chriffen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_166.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)