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er sich iren nichs weiters an. Es hat der preceptor ein schlechten rum an seinem eltern herren, dem prinzen, seiner zucht halben erlangt. Beschaint sich an dem wol. Als ime über etliche jar hernach sein weib gestorben (ich waiß nit

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anders, sie seie aine von Bevers[1] gewest), hat er sich anfangs ganz clegclich umb sie erzaigt, und damit er seinen nechsten verwandten, die ine clagt, sein kumer nur ganz deutlichen zu erkennen geb, hat er mit wainenden augen gesagt, es seie im umb sein gemahl wol so laidt, als so im

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sein böstes und liebstes ross gestorben. Man sagt von ime ganz warhaftigclichen, er hab sich zu bet gelegt und einer krankhait angenomen; so im dann die dauben ußgeflogen, so hab er klinglet, seien dann die diener zugeloffen und ains beschaidts erwart. Wie er sie aber hiemit vilmals

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genarret, seien sie letstlich außbliben und an das klinglen nichs mer keren wellen. Do seie er ufgestanden, ußer der cammer gangen, hab die diener irer ungehorsame halb ganz endtlichen gestrafft. Hab iren einer sich und seine mitgesellen entschuldiget, sprechendt: »Herr, wir habent das klingln nit

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gehört, und damit ir dessen gewiss seien, so versuchens klingln in der cammer und geen gleich heraußer, so werden ir den ton gleich so wenig, als wir, hören.« Der prinz gedacht, der kerle redt werklich vom handel, geet widerumb in die cammer, klinglet und gleich widerumb herauß. Da

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kont er den ton auch nit mer hören, sprach: »Wolan, ir handt war, und bin zufriden.« Hierauß wol zu versteen, was er für ain doctor gewest. Alledieweil herr Froben Christof zu Leven studirt, do hielt sich mertails in Niderlanden ein österreichischer herr,

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hieß herr Christof von Rogendorf[2], dessen vatter sich so übel in Ungern, wie man sagt, hat gehalten. Der son hielt sich so brachtlich und verthett ain unmehre gelts, das es ein wunder. Sein weib war ein geborne von Maserin, hieß Rosina. Durch seinen stolz und hochmuet kam er bei kaiser

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Carln in ungnaden; er het auch bei dem römischen künig Ferdinando nit vil platz. Do zoch er zum türkischen kaiser an hof, gab sich daselbs in dienst, wie in dann die christenlichen ambassadores under denen Janizeren mermals sehen


  1. Bevers] stimmt nicht überein mit Hübner, Tab. 1277.
  2. Rogendorf] über vater (Wilhelm) und sohn s. ausführliches bei Bergmann, Über die Freiherren und Grafen zu Rogendorf (Sitzungsberichte VIl, Wien 1851), wozu diese chronik wesentliche ergänzungen liefert.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_168.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)