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herren graf Felixen den ergreift der hirß, nimpt in frei uf sein gehürn, als ob er ein vellis darauf het ligen, und lauft geradt der Tonaw zu. Das ersicht ungefährd grave Christofs caplön einer, hieß herr Hanns Capler, auch etliche

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ander diener mer. Wem war engster, dann inen? Sie kunten dem hirß den jungen herren nit abjagen, dann er in vollem lauf; iedoch volgten sie hernach, so böst sie mögten. Es war deren diener einer noch zu ross, der rit das wasser ufher. Wie er nun dieses gewaret, last er den gaul laufen,

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was er immer ertriben kont, und vermaint, er wellte dem hirß das wasser fürrennen. Es het aber auch nit sein könden, sonder es het dem gueten jungen herren sein leben costet und were ertrunken, waver der allmechtig nit sonderlich het gnad mittailt; dann so baldt der hirß zum waser

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kompt, schütt er den herren user dem gehürn, würft in uf das gestadt, über zwen oder drei schritt nit vom wasser, und felt er hinein, als er auch hernach im waser wardt gefangen. Als der caplon und die andern hernach kommen, fanden sie den jungen herren vor schrecken schier da halber

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todt ligen, dem gleichwol anderst sonst nit begegnet, dann allain das in der hirß mit seinen enden ans haupt het wund gestosen, aber doch ohne ainichen nachteil. Gleichwol im die masen sein lebenlang nit ist vergangen. Und es haben hernach dise baid herren, als sie erwachsen, die überig zeit

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ires lebens ainandern insonderhait mit trewen gemainet. Gleichwol grave Felix in seinem bösten alter mit todt abgangen von wegen seines übergrosen drinkens, das er in Sachsen, auch an andern orten het gethon und sich damit so gar geschwecht und erhitzget, das er all nacht ain kanten

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mit wein bei dem bet muest [729] haben und sich nach beschlaf mit einem drunk erquicken und erlauben. Kam letstlich darzu, das in ain arbait anstieß, die hat in anno 1550 den 30 Januarii zu Hechingen gar hingericht. Es ist vil leuten an seinem absterben laid beschehen. Also war

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auf dem jagen bei Hedingen eins teils vil schimpfs und kurzweil, darnach groser schrecken und laid, aber mit einem glücklichen ußgang. Über etlich zeit kam grave Christof von Werdenberg einsmals geen Mösskirch und in beisein herr Gotfridt

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Wernhers hat er disen jungen herren befragt, sprechendt: »Vetter Gotfridt, was kanst?« Er hat geantwurt: »Herr vetter, ich kan nichs.« Nun wardt ain edler knab bei im erzogen,


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_176.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)