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hieß Wolf Gremlich, der wartet mehrteils uf den jungen herren. Den befragt grave Christof auch : »Wolan, Wolf, was kanst aber du?« Er sagt: »Gnediger herr, ich kann auch nichs.« Sprücht grave Christof: »Saumer die feifel!

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das sein feine jungen gesellen, der herr und der diener, das sie so wol lernen und so gelirnig sein und doch nichs darbei künden. Saumer Got, schwager!« sagt er zum alten herren Gotfriden, »du legst grosen fleis uf die jungen.« Damit gab er iedem jungen ein hüpschen epfel, so ohne

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geferdt in der stuben standen, sprechendt: »Wolauß, ir lecker, das euch die feifel ankommen! lernen ir nichs und last man euch nichs lernen. Sommer Got, schwager! ich sich wol, du wilt keine doctor uß inen ziehen, sie dürfens aber auch nit.« Herr Gotfridt Wernher dorft nichs zu grave

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Christofen sagen, er schampt sich aber, da[1] im der alt herr mit so heflichen worten sein gepür der jungen leut halber anzaigt. Aber grave Christof war uf die alten manier abgericht, name sich keins geprengs an, wolts auch nit haben. So er geen Mösskirch kam, ließ er selten ain diener oder

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ain buben uf sich warten, sonder gieng seins gefallens in die kirchen oder in die küchen[2] zu eim alten koch, hieß maister Gore, der war im wol bekannt und kunt die visch wol sieden. Den fragt er, was man zu essen het. So ers im dann sagt, hieß er in kochen nach seim gefallen.

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Dergleichen schickt er nach dem keller: »Pring mir den oder den wein!« Also freundtlich und vertrawlich sein ainest die alten bei ainander gewest, und ist kain solche ceremonia gebraucht worden, als izmals die schlechtesten gewon sein gegen ainandern zu ieben. Uf ain andere zeit kam graf

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Christof[3] wider geen Mösskirch, da gewaret er, das ine sein junger vetter, herr Gottfridt Christof, ernstlich ansahe, sprücht er: »Vetter, was denkestu du izunder so ernstlich?« Antwurt im der jung : »Herr vetter, ich gedenk, wann ich groß werde, welle ich ainmal ain über den gaul abstechen und

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wanns dem boden laide were.« Ich habs gehört von denen, die darbei gewesen und alle wort gehört, das sich der graf ab diser abenteurlichen und frechen rede hab entsetzt. Onzweifel ist im das reuterspil bei Hedingen, als in herr Veit Wernher von Zimbern gar nahe in der flucht erstochen,


  1. da] hs. der.
  2. in die kirchen oder in die küchen] hs. in die kirchen oder in die kirchen.
  3. Christof] hs. Wernher.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_177.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)