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wider eingefallen, das in allerlai hat erinnert. Iedoch hat er dozumal ganz lecherlichen gesagt: »Das dich die feifel ankom, allers bueben! stich anhin, wo du wellest, stich nur mich nit herab!« Als aber der jung dozumal etwas haiser,

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wie dann die jungen zu zeiten in die hitz trinken, hat ine herr Gotfridt Wernher in beisein grave Christofs befragt: »Vetter, warumb bist so haiser? ich main, du habest steubich hew gessen.« Hat der jung geantwurt: »Ja, herr vetter.« Darauf der alt herr: »Wa hast dus gessen?« Hat

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der jung herr abermals gesprochen: »Daußen im stall.« Ab sollichen schimpflichen und kintlichen reden hat der alt graf Christof groß gefallens gehapt. Über ain jar oder zwei nach solchen verloffnen sachen hat herr Gotfridt Wernher disen jungen herren geen

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Freiburg uf die hochen schuel geschickt und ime ain magistrum artium zugeben, der sein preceptor und achtung uf ine geben sollte, hieß magister Ulricus Regius. Mer gabe er ime ein jungen knaben zu, der uf ine solt warten; der war von Oberndorf am Necker bürtig, was des amptmans zu

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Oberndorf, Bastion Vogels, stiefsone und hieß Lorenz Arnoldt, war ungefärlich in des jungen herren alter oder doch nit sonders vil elter. Ehe aber und zuvor der jung herr geen Freiburg kam, ließ in der alt herr klaiden mit gueten, seiden rögken nach aller gepür, bevalch aber dem hofschneider,

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Hanns Weihen, er solte dem jungen die klaider[1] von wegen der großen jugendt und seines deglichen wachsens nit zu clain [730] oder zu kurz machen. Das fast der jung herr in sein örlin und het die röck gern kurz gehapt, nach dem gemainen gebrauch und uf den newen sitten. Derhalben

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thette er sich zum hofschneider, bat ine, er welts über sich nemen und im die röck nach seinem gefallen machen, überredt auch den schneider, das er in geweret. Aber als der alt herr hernach die röck sahe, nam ers vom schneider zu grosem verdruß an, handlet ine übel. Zu letst bekannt der

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schneider die warhait, wie es gangen und das ine der jung herr darzu het erbetten. Also do man ime die warhait het gesagt, do war er wider zu friden, iedoch las er dem schneider ain gueten filzen, sprechendt: »Alter nar! junger narr! hastu dem jungen müßen, oder mir volgen?« Damit war

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es hin. Aber das ich widerumb uf mein propositumb kom,


  1. klaider] hs. kaider.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_178.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)