Seite:De Zimmerische Chronik 3 182.jpg

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Frankreich in das Niderlandt sollt passieren lassen von wegen der heimlichen meutereien und rebellion, die domals in den Niderlanden stack, merteils user anschiften deren von Gent[1] und etlicher grosen landtsherren; und wiewol es ain gewagt

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spill, sich also frei in seines grösten feinds hend und landt zu begeben, so war doch sein vertrawen zu Gott so stark, darneben auch die pratik so guet und so gewiss, das er des orts allen willen erhielt, auch so sicher [732] durch Frankreich raiste, als er in seim Castilia wer gewesen. Wie

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er geen Paris kam, was grosen triumph und festin im der künig daselbst und an andern orten gehalten, das erfordert ein eigens buch, ist auch hieher nit dienstlich. Under anderm aber het der künig zu Paris ein großen turnier lassen zurichten, darin mertails der grösten herren und fürsten am

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hof sich erzaigten. Den platz het der künig schier in formam theatri lassen zurichten, von holzwerk, und waren die thor a l'antique gemacht, mit iren arken und dachungen ganz werklich. Wie nun der turnier angieng, het sich herr Gottfridt Christof versaumpt, das er nit mit seinem eltern

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brueder gen hove gangen, derhalben er auch kein platz im theatro kunte bekommen. Dieweil er aber ihe dem turnier auch gern het zugesehen, do stig er uf derselbigen hochen portal eins uf die oberst dachung. Bei im, neben und under im saßen vil andere uß der gemainen haufen,

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studenten, artesani und allerlai pöfels, die er nicht und sie ine vil weniger kanten. Und solch portal war aller nechst bei der eschauffault oder conclaven, do der kaiser mit seiner schwester, der künigin, der könig Franciscus selbs mit seiner schwester, der künigin von Navarra[2], und ander dem turnier

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zusahen. Wie nun aber das portal von lauterm holz und pritterwerk gemacht und nur mit negeln angeheftet, do war es so gar beschwert von herr Gotfriden Christofen und andern, die darauf gestigen und darauf saßen, das es die leng nit besteen mocht. Begab sich, sonderlichen wie der

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turnier am allerbösten (dann es wolt der alt künig hiemit sonderlichen seins künigreichs magnificenz erzaigen), do liesen die negel an der dachung des portals an der seiten, do herr Gottfridt Christof sas; gerad darunder ward der ein flügel des thors gehenkt, und felt der herr sampt der halben


  1. deren von Gent] s, hierüber Sacher-Masoch, Der Aufstand in Gent unter Kaiser Carl V. (1857).
  2. Navarra] hs. Naverra.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_182.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)