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ain gleichförmiger handel. Es hielten der herr cammerrichter, herzog Hanns von Sümmern, auch alle cammergerichtsassessores, procuratores, advocaten mit iren hausfrawen ein groß banket. Darzu wurden vast die fürnembsten

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personnen in der stat, gaistlichs und weltlichs standts, geladen. Wie das wolleben nun am bösten, het der herzog auch ein solche frawen mit aim jungen kündt angewisen, die solt herr Wilhelm Wernhern das kindt pringen, in ansprechen, das er das hinfüro erziehen oder verdingen wellt,

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dann sie vermegt im weiter kein rat thon, müeste armuet halb das arm kindt verlassen. Und sollichs kunt sie treffenlich wol sagen, stande ir auch der boss mechtig wol an. Wiewol nun menigclichen bewist, das im unrecht beschahe und das es der herr cammerrichter het angestift, iedoch

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ward herr Wilhelm Wernher vor iederman beschampt. Der war der sach nit als gar wol zu friden, das er für den frewdenmacher [739] angesehen, iedoch thett er als ain weiser herr, nam sich keins unwillen oder verdruß an, sonder gab der frawen gueten beschaidt, schankt ir ain

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reinischen guldin darzu, liefe sie damit hinziehen. Sie war der sach wol zu pass und het all tag ein guldin genomen und hett im das kindt übers nachtessen gebracht. Wie ich bericht, so hat es hernach den herzogen übel gerowen, das er dem fromen herren ein solchs fatzbössle bewisen, hat in

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auch trewlichen darfür gebetten, im das nit arger mainung zu verstehen, sonder hab das also ußer sonderm guetem vertrawen gegen im gethon. Darbei ist es bliben. Sonst hat herr Wilhalm Wernher noch zwen doctores, die waren im insonderhait wol gemaint und vertrawet, baid am

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cammergericht assessores. Der ain hieß doctor Conradt Pleiker. Der het ain sprüchwort an ime, das er schier zu allen reden sprach: »Und solt ich darvon sagen und waiß nit wie.« Der starb anno 1534. Es [hett][1] umb die zeit noch ain assessorem am cammergericht, ain vom adel, hieß doctor

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Phillips von Fenningen. Der het von vil lesens und studierens wegen frenesim überkommen, und wiewol er im rath wol referiert, auch seine sachen nach vorteil wol ußrichten konte, iedoch war er ußerhalb raths ganz melastos, das er nimmer ward gesehen lachen oder reden. Er nam

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sich auch niemands an, aß, trank und schwig still, ließ sich


  1. hett] vom schreiber ausgelassen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_195.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)