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zeiten keinen mehr in der statt sehen oder speuren solt. Wiewol nun, in bedacht, das er ain unnachpare person und die das ansehen nit het, wenig leut vermainten, das er was fruchtbars ußrichten würde, iedoch verglichen [740] sich die

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burgermaister daselbs mit im der besoldung, das war namlichen nit vil, ist über vier oder fünf guldin nit gewesen; das solt im erst geben werden, so die kunst gerecht und die ratzen allerdings vertriben weren. Als nun die christnacht kompt, durchgat er alle gasen und gessle in dem

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ganzen flecken. Das trib er die ganzen nacht biß miternacht, das man schrecken läute umb zwelfe, do gieng er user der obern stat uf das markbrucklin und verbannte die ratzen ußer der stat. Was er aber für ceremonias und wort darzu gepraucht, das hat niemands gesehen oder

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gehört, dann er niemands zusehen oder zuhören lasen. Er hab aber gethon, was er gewelt, so sein die ratzen in der nechsten wochen dermasen verschwunden und hinweg kommen, das man von derselbigen zeit an kein ratz in der stat nie mer gesehen, auch iezmals alda von den gnaden Gottes

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desshalber allerdings frei und geseubert[1] ist. Also, sagt man, seie in etlich hundert jaren kain ratz zu Veringen im stetlin an der Lachart nie gespürt worden; so auch ein lebendiger ratz dahin gebracht oder ungeferdt dahin kom, so sterb er. Das soll s. Ulrich denen von Veringen, sagt man, umb Got

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erworben haben, dann er von der muetter ein graf von Veringen, auch im stetle zu Veringen soll geboren sein worden. Also sprücht man, es werde kein nater oder ainich gewürm zu Bietingen im dorf oder auch im ganzen zehenden, so weit der gang, gefunden, bleib auch nichs unrains

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in solchem territorio lebendig. Das soll inen von irem patron, s. Ciriaco, der zu Ancona begraben ligt, herkommen; das haben die alten glaubt und fürgeben. Item in der Reichenaw, so vor vil jaren die Sintlasow genannt worden und die, voller gewürm[2], unbewonet gelegen, soll ußer

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andechtigen gebett s. Pirminii[3] einest geseubert sein worden, das auch heutigs tags kain gewürm lebendig darin bleibt. So erfindt sich, das uf dem domstift zu Trier kein schwalb nistet; es ruet[4] auch keine darauf, dann sie sonst herab


  1. geseubert] hs. ungeseubert.
  2. gewürm] s. darüber Gallus Oheims chronik von Reichenau (84ste publication des litterarischen vereins) s. 8.
  3. Pirminii] hs. Priminii.
  4. ruet] hs. rurt.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_197.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)