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sie das zaichen bei inen haben, werden sie hinfürter von solchem gefügel onmolestirt bleiben. Also ist solch zaichen etlich hundert jar aldo bliben, in mitler weil die underthonen daselbs kain nachthail des gefügels halb niemals gespürt;

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und das hat also geweret biß uf unser zeit, das herzog Ulrich von Würtenberg das land widerumb eingenommen. Der hat ain endrung in der religion gemacht, die alt catholisch relligion allerdings abgethon und dargegen das new wesen ingefürt. Also ist auch ain ungeratner bub, ain

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predicant, gen Boll kommen, gepürtig von Garmenschweiler ußerm Madach, genannt ...; derselbig, ußer seiner teufelischen, biltstürmerischen art, hat die hülzin gans nit leiden mögen, sonder als ain abgötterei vorhin an der canzel ußgerüeft, darnach aber zerscheiten und verbrennen lassen,

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und wie die gemain sag, so sein die schneegens seidhere zum oftermal widerkommen und den inwoner daselbs an iren früchten schaden zugefüegt. So hat auch das dorf seither vil unfahls erlitten, daran doch der gottlos predicant und bildstürmer, wie man vermaint, die gröst und maist

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ursach ist gewesen. Die obgemelt grefin hat ain sondere affection und liebe zu disem dorf Boll gehapt, also das sie ain halb gestift aldo ufgericht, welches doch hernach, als das ganz land daselbs umbher in die würtenbergischen hand kommen, von den grafen von Würtenberg abgethon und

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ins stettlin Geppingen ist transferiert worden, und damit ist der frommen alten grefin ir letster will und mainung gebrochen, die sich nach irem absterben gen Boll in ir aigens gestift hat lassen begraben, und wie man irem grab nach schetzen kan, so ist es auch ain lange, gerade fraw gewest.

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Es haben vor jaren die alten leut zu Boll noch vil von ir künden sagen, das sie von iren vorelter gehert und also von ainem zu dem andern bei der gedechtnus ist behalten worden. Aber das bildstürmerisch wesen das macht iezund ain solche barbariam, das man des und anders, ja schier

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alles, womit unser vorfarn sein umbgangen, vergist. Es hat sonst die bemelt grefin noch ain wonung gehapt, nit ferr von Elchingen und von der Tonaw, und als ir ainiger und lieber son ußer sonderm unfal oder vileucht ußer verhenknus Gottes in der Tonaw ertrunken, do hat sie ain groß

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laid darob entpfangen, und wann sie derhalben getröst, hat sie allweg gedultigclichen gesagt: »Wolan, es ist mir so laid umb mein lieben sone, als da ich an aim sontag des weich-


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_201.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)