Seite:De Zimmerische Chronik 3 221.jpg

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darab er ohne zweifel nit ain geringen costen erlitten, und het doch mit dem cammergericht nicht zu schaffen. Da blib er auch ungefärlich biß in das halb jar. Volgends raiset er hinab geen Brüssel zu kaiser Carlen und ließ [sein]

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gemahl zu Wimpfen, mit bevelch, wann das camergericht sich wider geen Speir verfüegte, das sie dann auch mit züge. Aber er practiciert hiezwischen an dem kaiserlichen hofe, namlich durch den Johann Naurs und andere, das der kaiser ine zu ainem cammerrichter anname. Solchen dienst,

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den der Naurs graf Hannsen von Montfort in erlangung des cammerrichterampts erwisen, hat ime grave Hanns hernach in ander weg wol widergolten. Es het grave Hannsen gemahl, die grefin von Arnburg, ein gar schöne edle jungfraw bei ir im frawenzimmer, war ußer Niderlandt, man hieß sie

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von irem geschlecht la Horion. Wie sich nun über etliche zeit füegte, das diser Naurs oder Naveau lange zeit in kaiser Carls gescheften zu Speir still ligen muest, in welcher zeit er sich steetigs bei graf Hannsen in seiner behausung enthielte, do thette er sich zu der Horion; mit der selbigen

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spilt er dermasen im brett, das es die har nit kont verschwigen bleiben, auch schier anfahen het zu schreien. Grave Hanns sahe im durch die finger, und haben gleichwol vil vermaint, er sei heimlich auch im garten gewesen. Das laß ich bleiben. Wie bemelter Naves sich mit der grefin

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vertragen, in dero frawenzimmer er ain solliche schandt getriben, das hab ich nie erfaren kinden. Es wardt vermuschiert und muest nit war sein. Gleichwol es niemands darob übler ergieng, dann der gueten Horion; die kam zu ungnaden und wardt heim geschickt; wol zu achten, mit Uriasbriefen,

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dann baldt darnach do namen sie ire brüeder und legten sie gefangen. Wie ir weiter ergangen, das hab ich nie gehört, gleichwol ich von warhaftigen leuten vernommen, das öde lampretenmaul (dann also het der Naves ein gestalt) hab ir die ehe verhaißen uf seines alten wolfs daheim

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absterben. Aber die guet jungfraw war betrogen, er schlupft hiendurch. Von seinem absterben wurt hernach an ainem andern ort gesagt, aber durch sein pratik, mit hilf des Granvellas, kam graf Hanns von Montfort widerumb zum cammerrichterampt und blib grave Wilhelm Wernher ain

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assessor. Nichsdestoweniger aber ward ime des cammerrichters besoldung, so lang er das ampt het verwalten, von kaiser Carolo bewilliget und erlegt; traf sich etlich tausendt


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_221.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)