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mit knechten und pferden uf die rais versehen haben, aber in bedacht, das er vorhin den weg am herauferraisen ohne ainiche diener gefunden, so wolt er Got vertrawen und iezmals der gestalt auch widerumb allain sich uf den weg

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begeben. Im abschiedt hat er müesen zu Falkenstain durchraisen. Dieweil dann sein herr vatter und er sich irer sachen nit kunten vergleichen, do blib er nur übernacht alda, des morgens früe schiedt er ab, schrib aber mit ainer kreiden ein spruch user der geschrift: »Der stain, den die

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werkmaister verworfen, ist zu eim schloßstain[1] gemacht worden« und sein namen darunder. In wenig tagen darnach, als der alt herr im schloß umbher gieng, hat er der geschrift war genommen und gelesen. Das hat er zu hochem verdruß ufgenommen und sich desshalben gegen den

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nechstverwandten hoch erclagt, wiewol es domals darbei bliben. Es war aber diß schreiben nit allain an sollichem unwillen ein ursach, sonder es steckt noch etwas weiters darhünder, dann es het domals ain seltzame haushaltung in Falkenstain, welches dem jungen herren wee thett. Und wiewol es

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weislicher gewest, stil geschwigen und temporesiert, auch der zeit erwartet, die doch letstlich kam, als der allmechtig ain benüegen hat an der langwirigen miseria und unfahl des zimbrischen geschlechts, do kont der jung nit inhalten. Er ließ sich ufreden, das er sagt, so im weger gewest

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geschwigen, sonderlichen mit der historia, die sich einest bei zeiten und regierung könig Carles von Frankreich, des sibenden dises namens, zu Turs begeben. Derselbig könig Carle und auch hernach sein son künig Ludwig, der ailft des namens, woneten der merertail zu Tours in ainem lusthaus,

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genannt au Plessis, und wiewol könig Carle uf ain guet alter kommen, auch bei seinem gemahl zwen söne, iezgehörten[2] könig Ludwigen und dann desselben brueder, herzog Carlen von Berry, erzeugt, so ließ er doch die königin, sein gemahl, sitzen, name sich ir nichs an. Die war allerdings

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verschmecht. Dargegen aber aine zu Tours, die hieß man la belle Ameta, die erhielt der künig mit einem grosen pracht, mit vil jungfrawen und anderm gesündt; die ritten auch mertails alle tag eimal zu der kirchen. Dorab het die künigin, wie nit unbillich, ein groß misfallen und laidt, wel-


  1. schloßstain] s. Psalm 117, 22, und Matthaeus 21, 42 und öfters.
  2. iezgehörten] hs. iezgehörtem.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_232.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)