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Gotfridt Christof, ließ sich das ops, das dann über die masen wolgeschmackt alda gefunden wurt, überwinden; das versucht er, inmasen ine auch ein solliche sorgcliche rur anstieße. Dieweil er im aber umb ain solichen begangnen

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excess fürchten[1] war, wolt er das weder seinem brueder, noch dem preceptori ansagen lasen. Er aber, wie übel in gleich das ankame, do verfüegt er sich zu einem apoteker, unfer von seiner wonung gesessen; dem clagt er sein not und anligen, bat in, sich seiner in dieser krankhait zu

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underwinden, und gleichwol in allen grosen stetten und wolgeordneten regimenten in Frankreich derzeit wol angesehen, das kein apoteker oder auch ainicher, der uf den hochen schulen mit der kunst nit zugelasen, sich der arznei anmaßen sollt, iedoch ließ der apoteker, war ein geutigs,

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alts mendle, das gelt und dieses jungen herren dorheit und unverstandt überwinden, macht im ain arznei; die gab er im nach dem nachtessen selbs, iedoch mit dem beschaidt, das er hernaher nichs mehr weder essen, noch drinken sollt. Der graf war gueter meren fro, verhieß dem apoteker, sich

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wol zu halten. Aber so bald er hinweg kam, do fieng in an so übel zu dursten, das er seines vermainens nit erachten kundt, sich des dursts ungedrunken zu enthalten. Darumb nach langem bedenken do befalch er sich Gott, ließ im etliche des sterkesten und bösten Anguinerwein bringen;

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darzu berüeft er ein Hollender, so im haus wonte, war ain canonicus zu Utrecht, hieß mister Baldovi. Mit dem erspracht er sich nach allem vortheil und versuchten die pinten, in masen sie baid der rhue begerten. Und wiewol ain solliche unordenliche cura bei eim andern ohne alles

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felen tödenlich und ohne alle hilf gewesen, iedoch der jünger herr schlüeß uß, und war ein gerader weg, wardt gesundt, darab sich menigclichen höchlichen verwundert. Auch die mer verstendigen sagten, er wer von Got einweders zu einem höchern und bössern, oder zu einem ergern reservirt

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und behalten und das in die fata zu einem andern wellten ufhalten. Noch gieng diese handlung auch für, das weder sein brueder, oder aber der preceptor, der doch nach[2] wonnte, etwas riechen und im flug vernemmen kunden, das nit wusten, und da etliche tag darüber vergangen, bracht

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das der Laurinus nit mit wenigerm verwundern für. Und


  1. fürchten] hs. fruchten.
  2. nach] = nahe, so wohl, hs. auch.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_247.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)