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doctor Hannsen Tuschalins weib zu Straßburg begegnet, die war ain Villenbechin, das sie zu solcher hausarbait noch nit gnug ußgewachsen, das sie hinkendt möcht werden oder villeucht das man die haut gar müest geen Rom haben

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tragen, ein sollichs zu fürkommen und das der jungen künigin nichs widerfüere, do ließ man dozumal dem herzogen das zusehen. Der het hochzeit gehapt und het das weib, wie einest einer die amsel, die flog[1] noch im waldt. Gleichwol wardt im zugesagt, er solt mit dem beischlaff

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noch ain jar verziehen, hiezwischen möcht sie im gerecht werden, und solt sie die muetter bei ir haben, nachgends welt man sie ime erst verfolgen lasen. Das wardt die abredt, aber es gieng hernach vil anders, wie volgen wurt. In somma, in diesem fahl mit dem beischlaff do waren die

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weiber maister und muest der alt künig nachgeben. Der hets mit seiner jungen basen wagen lasen, wie es joch gerathen were, und ich glaub warlich, wie er in seiner jugendt ein regiment gefiert, er het selbs den furt beritten, damit er dem herzogen kein betrug oder kein blinden kauf het

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geben. Iedoch het er mit dem herzogen ain betauren, das im war begegnet, wie man sagt von kindern, denen man ain apfel zaigt und inen dann den widerumb zuckt, auch kunt er aim ieden glauben bei ime selbs und wust, wie aim schalk umbs herz war. Darumb, damit der herzog nit

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vergebens het gespannen, do ließ er ime, nachdem menigclich ab dem weg, ein schöne jungfraw vom adel user dem frawenzimmer zufieren, die solt bei ime übernacht bleiben, als auch geschach. Über die selbig gieng der zorn uß, und die war auch capax beneficii; dorft der sorgen gar nit,

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wie mit der jungen künigin, dann der künig villeucht selbs oder seine sön waren vorhin im garten gewest, wie es dann, dozumal gemeinlich zu hof zugieng und umb jungfrawen ein theure, seltzame kromschaft ware. Man sagt, der herzog von Gülch hab des künigs gnad mit willen angenommen,

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auch sich die nacht erwisen, darab die künigin von Navarra, sein schwiger, und ir dochter abnemen künden, das er gentil compaignon seie, und soll der jungfrawen des morgens ein tausendt guldin geschenkt haben. Die hets noch ain monat also angenommen. Dieser hurenhandel (anders kan

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ich in nit haißen) ward dozumal am hof und bei menig-


  1. die flog] hs. do flog.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_268.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)