Seite:De Zimmerische Chronik 3 273.jpg

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anders nichs, dann ein flecken oder ort, do ein volk sich in rotten oder heufen zertailt, bedeutet, wie auch der namen des rotten weiers, auch der nam des dorfs Dietingen dessen ain anzaig geben. Ußer dem clärlichen zu erweisen, das

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solche erste stat Rotweil den Römern von der zeit Augusti an, als die baide Rhetias und andere landtschaften deutscher nation ingenommen und dieselben vil jar ingehapt und besessen, nit allain wolbekannt, sonder auch daselbst und an andern orten mehr uf selbiger seiten des Neckers ire hiberna[1]

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oder doch sonst vil wonung gehapt. Das bezeugen erstlichs die römischen münzen[2], so vor unser zeit von allerlai metallen bei der roten staig und darunder zu baiden seiten der Preim in den eckern und andern güetern gefunden worden, vilfeltigclichen, deren mir auch etlich zu sehen worden,

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gleichwol nach der zeit Augusti die römischen münzen in deutschen landen gemeinlich geng und geb gewest, auch die Römer zu vil malen groß guet haben herauß geben, damit frid und anstandt bei den Deutschen erkauft; dann darvor, wie Tacitus[3] meldet, in deutschen [781] landen weder goldt

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noch silber in achtung, vil weniger gemünzet metall, welches die Römer erst in deutschen landen ufgebracht haben. Am andern sein noch der Römer castra und leger heutigs tags, wie sie dann im prauch gehapt sich zu verschanzen, vor augen und allernechst bei disem Taxagetio oder alten

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Rotweil gelegen. In hernachvolgenden zeiten ist das alt Taxagetium zerstört worden oder doch sonst in ein abgang kommen. Zu vermueten, das solchs von den hochdeutschen Alemannis, die dann die lender am Schwarzwaldt eingenomen, auch baide Rhetias den Römern abtrungen und erhalten,

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beschehen; dann nit gleublich, das der verrüempt durchzug des grausamen königs Attilae[4] sich über den Schwarzwaldt erstreckt hab. Nach abgang solches ersten Taxagetii ist das ander Rotweil lang vor den zeiten Pipini und Caroli magni von den überblibnen Cimbris, darunder sich dann

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die Schwaben und Alemannier auch eingemischet, erbawen worden, an das ort, do einest die Römer ire castra gehapt, und hat sich dasselbig dorf gegen ufgang und mittag biß


  1. hiberna] hs. hybema.
  2. münzen] über die bei Rottweil gefundenen römischen alterthümer s. Die Alterthümer in der Umgegend von Rottweil, 1833; Römische Alterthümer in der Umgegend von Rottweil, 1835; Mittheilungen des archäologischen Vereins zu Rottweil, 1845.
  3. Tacitus] s. Germania V.
  4. Attilee] hs. Attitlae.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_273.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)