Seite:De Zimmerische Chronik 3 287.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


entsessen, das er also geeilet, damit er mit dem leben nit darvon kom und darnach in sorgen gegen im steen müeß. Denen von Rotweil ist sein todt zu guetem kommen, dann so er die vecht erlebt, würd er sein vatter statlichen

5

gerochen haben. In der stundt, darin er gericht worden, hat er seiner hausfrawen mit aigner handt geschriben und urlaub von ir genommen, des inhalts: »Meinfreint liche, herzliebe hausfraw und ehegemahl! Ich stürb uf den heutigen tag, ermane dich der herzlichen trew, so wir zusammen

10

gehapt, und bevilch dir meine liebe kindlin mit trewen. Halt dich erlich und erzeuch die kindlin mit trewen! Hiemit nim ich herzlich urlaub von dir; bitt Gott für mein arme seel, und was ich umb Gottes willen durch den Ingoldt verordnet, das bezall umb Gottes willen! Hanns Ludwig von

15

Landenberg, dein ehgemahl, iez in diser welt.« Nachdem er nun also gericht und sein brueder Christof das gewahr, thette er sich ohne verzug in Frankreich, und was der brueder verlassen, das name er zu seinen handen, alles uf mainung, als ob er solchs seins brueders kindern zu guetem thett, aber

20

er behielts im selbs. Gleichwol so thett er derselbigen formindern und fründen rechnung, aber nach seinem vorteil. Hiedurch überkam Christof nit ain kleinen vorrath an gelt, zu dem er in den vorgehnden kriegen, in denen er gar nahe iedes mals ein bevelch gehapt, auch wol fürgeschlagen.

25

Sollichs alles macht ine dester muttiger. Ich geschweig, das er beim churfürsten, pfalzgrave Ludwigen, in sollichen hochen gnaden, das vil domals achten wolten, der churfürst würde im sein pastardttochter geben haben, die hernach ein grevin von Lützelstain genannt und grave Ludwigen

30

von Ötingen dem jüngern zu thail wardt, dann er, Christof, insonderhait wol im frawenzimer doheim und ganz angenem war. Aber do man ein sollichen fürnemmen grafen kont bekommen, do wolt man sein nit. Hernach hat er sich ein guete zeit mit graf Carls von Zollern schwester, fröle Anna,

35

geefft und sich in aller vecht underschriben mit den dreien buchstaben: A A A; aber es fälet im auch. Wie dem allem, er name im für, die schmach, so die Rotweiler seim vater bewisen, nach seinem vermögen zu rechen. Damit er aber dessen ain gueten schein konte fürgeben und seins

40

vatterns handlungen nit einziehen must, do name er ain anders an die handt und gab für, es hetten die von Rotweil mermals zu Sulgow und an andern orten, uf freier


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_287.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)