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berg do hat sich anno 156 . . ain lecherlicher handel begeben, den ich von gedechtnus[1], auch gueten schwanks wegen zu vermelden nit wol underlasen kan. In ermeltem jar do haben sich der rath und die gemaindt verglichen,

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das sie ainmal die frei gebirs, die sie sovil tausendt guldin gestandt, mit gewalt und nach allem irem vermögen wellen erhalten, derhalben sie auch mit gewerter handt hinauß gezogen, des vorhabens, die jagen ires vermainens, wie von alter here, in der herrschaft Schramperg zu gebrauchen.

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Darauf haben sie bei fünfhundert burger uß der stat gewelet, darunder dann bei dreihundert hackenschützen gewesen, mertails wol bewert, allain hat es an dem gemanglt, das diese milites oder jeger nit voluntarii sein gewesen. Schafft, das des Merzen nachgelassen witib in der

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verainigung deren vom adel und der ritterschaft mit iren güetern angenommen, auch die edelleut zum Schramberg teglichs uf und ab ritten und sich zu zeiten merken liesen, welcher gestalt sie mit den schmerschneidern und sichelschmiden umbgeen welten, da sie user den mauren im

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schrambergischen forst betretten würden. Das macht nit ain klein entsitzen under dem haufen, zu dem die zunftmaister in staubigen hüetlin hünder offen bliben, ließen[2] sich nit hinauß. Es war underm haufen ainer, hieß Hainrich Scherrer, wonet am Sprengerort, der wardt mit und neben andern auch

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ußgewellt. Dem war nit gehewr bei diser abenteur; ich glaub, da es an ime gestanden, er het sich die überigen zeit seines lebens alles wilprets verzigen und begeben, allain damit dieser kelch von ime genommen, villeucht besorgendt, er mögte, als ob er wilpret getragen, wider haim kommen.

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Darumb, als er userm haus geht, haist er im das weib sein jung kindt in der wiegen zuvor bringen, sprechendt: »Ach Got, weib, laß mich doch das kind vor sehen! ich sihe es etwann nit mehr,« und als er das küst, schied er mit seim rostigen eisenhuet darvon. Als sie auch in selbiger

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expedition zwen hasen gefangen. Es hat sich aber selbigs tags gefüegt, das ain dunkler, nibeliger tag gewest, und haben sich die Rotweiler, wie stark sie gleich im veldt, vor denen vom adel und der wittfrawen entsessen. Als sie aber wol in forst hinein mit irer zugordnung kommen, do hat ainer

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under inen, genant der lang Jörg, mit seinem laut klep-


  1. gedechtnus] hs. gedechters.
  2. ließen] hs. ließ.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_305.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)