Seite:De Zimmerische Chronik 3 316.jpg

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dessen nit?« Er enthielt sie etliche zeit hin und wider uf der gart, seins gefallens. Das war alles recht und name sich sein niemands an. Wie er nun sein willen ein guete zeit lang gehapt, do thette er sie wider ins closter, und

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dorfte sich kains regen. Domit blib menigclichen bei ehren und der er vor ware, dann es hette sonst mer deren reudigen schaff im closter. Wer wolt aber domals schreien, der sich sonst vorhin schuldig wist? Man sagt glaublichen, als sie ine verlassen müesen, sei sie von sinnen kommen,

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wie ich sie dann mermals gesehen. Also ist sie auch letstlich unbesint gestorben. Der allmechtig Got verzeihe allen denen, so dessen bedürfen! In somma, der jung[1], dem die augen verbunden sein, wie das die gemelde ußweisen, trifft, wan er anfacht, reich und arm, verschonet niemands.

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* [1422] Man hats zu Hailig-Creuzstall ain gut sach sein lassen und sein nit vil ross darum gesatlet worden; ist gleichwol inen nit so gar seltzam gewest, ist vormals auch aldo in simili beschehen, nemlich umb die jar 1250 ongefärlich, und hat ain marschalk von Bappenhaim, genannt

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Hainrich, zwo döchteren von seiner hausfrawen, Potentiana frein von Aichelberg, gen Hailig-Creuzstall gethon, under denen zwaien die ain, Juliana genannt, treffenlich schen gewest, der ursach halb dann ain junger herzog von Tegk gegen ir so unmeßigclich in liebe enzündet ward, das er

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sie im closter, ehe sie profess thet, hinweg fürt und vil jar bei ime behüelt; zu letst als er ußer Gottes verhengknus krank ward und nit besser wolt werden, sonder die krankhait immer zuname, do berüeft er all sein hoffgesind zusamen und in irer gegenwürtigkait nam er die genannten

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Julianam, marschelkin, zu der ehe, gleichwol er bald darnach starb. Dise Juliana hat den herzogen umb vil jar überlept und ir lebenlang in witwenstand verharret. Gleichwol man nit aigentlich waist, wie diser herzog mit namen gehaisen oder ußer welchem geschlecht der herzogen von

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Tegk er geboren gewest. Man findt, das Hailig-Creuzstal vorhin Wasserschapfen[2] soll gehaisen haben, ehe es zu ainem closter ist erbawen worden. *

Also sprücht man auch für war, kurzlich darvor ehe dann obgemelter graf Eitelfriderich von Zollern letstlich in


  1. der jung] d. i. Amor.
  2. Wasserschapfen] s. Beschreibung des Oberamts Riedlingen s. 184 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 316. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_316.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)