Seite:De Zimmerische Chronik 3 317.jpg

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Italiam geraist, als er auch in selbigem zug in Pavia gestorben und zu den Augustiner im citadel[1] begraben, do sei er im bet bei seinem gemahl, der von Bersell, gelegen. Wie er nun in der nacht erwacht und im villeucht von

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obgehörter Barbel von Friedingen getraumpt, derhalben auch sein eheweib gleich nach vollendtem schlaff angriffen und sie mit dem namen Barbel angesprochen, do hat sie im mit flacher handt ein streich an den backen gegeben, sprechendt: »Ich haiß Johanna und nit Barbel.« Ein sollichs

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hat der theur graf, seitmals er sich schuldig gewüst, verdrucken mießen. Also auch über etliche jar hernach, wie schon grave Christof von Werdenberg mit todt abgangen und grave Friderrich von Fürstenberg, sein dochterman, den Hailigenberg und andere werdenbergische güeter

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inhette, truegen sich doch dergleichen hendel auch zu. Bemelts graven gemahl het ain jungen eisenhuet oder beschließerne, der den leuten auch gleich sahe, hieß Magdalena; do gieng es manichmal seltzam zu, wie es dann bei nechtlicher weil in sollichen fellen ungetrewlich ist, bevorab mit

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denen, die sich nit vast weren oder schreien. Insonderhait uf ain zeit wardt die guet grefin krank am grieß oder uß einer andern ursach, das sie ußer rath der arzet zu angender nacht am rucken sich salben muest. Wer war fröer, dann der graf, das er ein wenig ain ursach möcht fürwenden,

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und sprach, er mechte nit mehr im frawenzimmer ligen, es stünk übel nach den salben und schmürben, er mecht ie den gestank nit erleiden, wer im gar zu wider. Also enthielt er sich des orts und lag wol sechs oder mehr wochen hieniden in seinem gemach. Aber es steckt ein anders

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darhünder. Letstlich fieng es die grefin, sein gemahl, an zu merken, der wolt die weil lang bei solichem wesen werden. Dieweil sie es aber in ander weg füegclich nit wol könt abschaffen, do ließ sie alle salben und anders, darab sich ir herr geschmacks halben het megen beclagen, abwegs thon,

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darneben alles seubern und bereuchen; die bet ließ sie verendern, mit newen und weisen leinlachen und ziechen beziehen, auch gieng sie selbs ins badt. Damit muest der graf schanden halb sein gemach verlasen und seim gemahl beiwonung thon. [808] Aber die Magdalena ward hernach,

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als sie vil haders und frettereien angericht, wie sie lengest


  1. citadel] zu Pavia, s. oben s. 93, 39.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 317. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_317.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)