Seite:De Zimmerische Chronik 3 320.jpg

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* [1476] Es ist sonst ain unbestendigs werk, da man solche gefüterte verträg machen muß, ist selten wirig. Das meldet auch under anderm unser alter deutscher poet, der Freidank, da er sagt:

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»Gebrennte farb und kaufte lieb
Die schleicht dahin, gleich wie ain dieb[1]

Gleich hernach an ainem andern ort spricht er mit nachfolgenden worten:

»Lieb on trew,
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Beucht on rew,
Betten on recht andacht
Hat vil in leiden bracht.« *

Darneben so war auch dessen nit die wenigist ursach, das ir dochter, die grefin von Zollern, ein so herzliche

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beschwerd getragen, das ire eltern also in unwillen von ainandern kommen. Die hat mit irem schreiben und vilfeltigen ansuchen ir fraw muetter dahin bewegt, widerumb herauß sich zu begeben und in obgehörten vertrag zu bewilligen. In irem abwesen hat sich die grefin von Zollern, ir dochter,

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irenthalben vil bekömmert. Die alt fraw hat ain kammermagt gehapt, genannt das alt Endle, war bei der alten grefin von Öttingen biß in iren todt gewest, man hieß sie nur Botz-dules-willen, von wegen das sie also schwur. Dieses Endle blib zu Mösskirch, do ir fraw, die grefin, geen

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Römhilt fure, starb aber hernach in anno 1540 zu Mösskirch in abwesen der grefin. Aber in wenig tagen darnach hats graf Josen Niclasen von Zollern gemahl eines morgens ganz früe urscheidenlichen zu Hechingen in ganzer böser und zerrissner claidung gesehen. Sie hats gefragt, warumb es

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also übel geklaidt und wie es umb sie stände etc. Hat der gaist geantwurt, es kom daher, dieweil es der alten frawen von Öttingen gedienet, seie es so überkarg und ohne befelch so geitig gewest, das es in außtailung des almusens vil mentschen berathen und denen nichs geben

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hab; das kom ime iezundt zu gar grosen unstatten, und mit dem wort ist der gaist oder das gesicht verschwunden. Die grefin hat im vil guets nachthuen lasen und almuesen geben, also hat sie das gesicht nit mehr gesehen. Got waist, was es gewest, aber die sach ist also ergangen.

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  1. dieb] weder dieser, noch der folgende spruch befindet sich in der ausgabe des Freidank von W. Grimm.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_320.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)