Seite:De Zimmerische Chronik 3 330.jpg

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Progne und Philomela sagt. Derhalben mit rath irer baider schweger kam sie zu irem alten stiefvatter, dem eltern Philipsen Echter, geen Mespelbron. Daselbst ist sie den ganzen winter sampt dem hernachvolgenden früeling, biß umb

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pfingsten, das die sterbenden leuf allenthalben nachgelassen, bliben. Der hat sie ganz erlichen und wol erhalten. Es ist ain seltzames ansehen gewest, das die erlich grefin, durch welche das geschlecht ist erhalten worden, in so vilen zimbrischen schlösern und heusern, deren dozumal fünfe

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gewesen, nit sovil platz gewest, oder auch sovil wol vertrawen dörfen, das sie in derselbigen eins sich begeben het. Dergestalt last zu zeiten der allmechtig ein geschlecht sinken und in ein reprobum sensum fallen, biß ein benügen.

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Baldt hernach, als graf Froben Christof geen Speir kommen, wardt ain groser tag von grave Wilhelmen von Fürstenberg[1] daselbst gehalten. Der wardt von vil grafen und herren, auch anderen fürnemen[2] und hochen leuten besucht. Das beschach user der ursach. Als grave Wilhelm bei

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etlichen jaren darvor dem könig Francisco von Frankreich als ain obrister über das deutsch kriegsvolk wider kaiser Carln gedienet und groß guet in Frankreich überkommen, waren im doch vil instantie durch den connestable von Montmorenci begegnet, mit dem sich grafe Wilhelm nie hat

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künden vergleichen. Derhalben zoge derselbig connestable grave Wilhelms hauptleut einen, genannt Bastion Vogelsperger, zu sich, practiciert darneben mit dem kinig sovil, das er grave Wilhelmen etliche fendlin name und die dem Vogelsperger zustalt. Ußer dem volget ein große unruhe

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hin und wider. Grave Wilhelm schalt den Vogelsperger, thett im laidts, womit er kunt. Kam letzstlich dahin, das Vogelsperger den graven vorm cammergericht fürname, daran so weit procediert, das es an dem, das der graf den process verloren und in die acht were erkent worden. Do

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konten seine doctores und advocaten, insonderhait aber doctor Ludwig Gremp, kein ander ußflucht finden, dann die recusation des cammergerichts. Das war nun bei dem grafen entschlossen. Damit es aber dester ein mehrers an-


  1. Wilhelmen von Fürstenberg] die geschichte dieses grafen ist, mit benützung dieser chronik, ausführlich hehandelt von Münch, Geschichte des Hauses und Landes Fürstenberg II, 1—138.
  2. anderen fürnemen] hs. anderer furnemer.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 330. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_330.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)