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welcher ine dann letstlichen hingericht hat, wie hernach gesagt wurt. In disen weilen, als die arzneien ufgessen und sie sich schon verwegen, übernacht uf dem berg zu bleiben, so sehen sie ein liecht, ires bedunkens nit fer von

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inen, dessen sie erfrewt, verhofften etwar zu finden, damit sie doch die überig nacht nur under ein obdach kommen mechten. Also gieng der Melchior dem liecht seins vermainens zu, das er etwann vermaint ganz nahe darbei sein, so war es dann aber weiter von ime. Er hett aber ain

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scheffelin bei ime, damit sucht er den weg, und fürt in das liecht so weit hinfür an berg, das er kein boden mehr mit dem scheffelin finden kunt; und do er nur zwen schuch weiter fort gangen, wer er in ein windtsgewehte hinabgefallen, das er ersticken und verderben hett müesen. Aber

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der allmechtig Got wolt dem bösen feindt seine dick nit zulassen, stackt dem Melchior ein forcht und erkantnus des feinds ein, das er umbkeret und nit fort wolt. Noch kunt der bös gaist nit nachlasen, er zaicht sich zum andern mal, wie ein helles liecht und das sie beducht, es were neher

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bei inen, dann darvor. Aber sie wolten sich weiter nit ufbringen lasen oder dem falschen liecht nachvolgen. Nach der miternacht fachte den grafen der schlaff an, dessen er sich doch, so vil müglich, zu enthalten understande, kunt sich aber doch dessen letstlich nit müeßigen; villeucht hat

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die überflissig arznei, die er dieselbig nacht gessen, zu solchem auch nit ein cleine ursach geben. Also schlief er hin, biß der tag daher brach, und verlihe Got sovil gnad, das der diener nit auch entschlief, der den grafen mit groser mühe erwecken kunt, dann so der diener auch entschlaffen,

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ist kein zweifel, sie weren baid in der grosen kelte erfroren, als dann die erkundiger dern natürlichen sachen sprechen, das kein unschmerzlicher todt sei, dann do ein mentsch erfrier. Also, wie des morgens der graf ufsteen, do war er dermaßen an schenklen erstarret, das er nit uf kommen

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oder geen kunt, und muest in der diener mit macht ufheben und lang umbher fieren, biß im die pain widerumb gelaich wurden. Ehe und zuvor sie vom berg abschieden, da giengen sie, dahin sie das liecht in der nacht zum zwaiten mal wolt verfiert haben. Da sahen sie, das es zimlich hoch

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hinab und diefe windsgewehten waren, und da etwar daselbs hinabgefallen, het er verderben müeßen. Also, wiewol es heller tag, nochdann kunten sie mit groser mühe den berg


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_361.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)