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ungeheuren wesen umb Haidelberg hat es sich auch bei unseren zeiten mermals erzaigt; dann kurzlich darvor, als dem grafen Frobenio, wie oblaut, uf Allerhailigenberg begegnet, do hat sich ain erschrockenliche handlung unfer

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von Haidelberg begeben. Es waren zwen vom adel, ainer von Dieringen und ainer von Mülhaim, die raisten ainsmals ganz spat mit iren dienern von Haidelberg iren geschäften nach. Wie sie nur gegen der nacht reiten, so ersehen sie an ainem holz, unfer von inen, ain haufen reiter halten. Es

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war inen baiden [1455] gleichwol nit gehewer, wusten auch nit wol, was sie gedenken oder zu thun. Indess wurt ainsmals ain rumor under inen, ganz unversehenlich, wiewol niemands was sehen kont oder merken, was darauß werden wellt. Es war gleich geschehen und das gespens fur mit

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ainem großen gedöß wider darvon, das die andern nit wissten, wohin das kommen. Aber dem von Dieringen manglet sein mitgesell, der von Mülhaim, der war hin und im an der seiten mit seinem ross darvon pracht, daß er sich sampt den diener nit wenig verwunderten und mit

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großen schrecken und forchten iren weg biß zu dem nechsten flecken volbrachten; da bliben sie übernacht. Des andern tags raisten sie in aller frie widerumb hinauß und suchten den verlornen von Mülhaim, aber es war vergebens und ward weder vil oder wenig mer von ime gehört. Das

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pferdt fand man über etliche tag in ainem mos ligen, ganz krank und aller lam, mußt alda verderben, das mans nürgends hin pringen kont. Dise geschicht ist, wie oblaut, nit weit von Haidelberg beschehen und hat der verloren edelman mit großem seinem nachtail das gespens und ungeheur

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wesen der landtsart erfaren. * Grave Johann Christof von Zimbern war zu der zeit auch zu Speir in residentia. Dem war nur kurzlich darvor user dem ampt, genannt in der Angelbach, ein anzall holz und wellinen oder bischelin zukomen, wie dann gebreuchlich,

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das man eim ieden domherren daselbs, der in der residentia und in den emptern, järlichs was von holz außtailet. Nun war er vorders karg, sonderlich über holz, wie man dann manchen mentschen findt, der über sondere ding ganz karg und sperig, einer über papeir, der ander über

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die liechter, der ein das, der ander ain anders. Also wie die componia das vermarkt, sonderlich in recompensam der großen erlittnen kelte uf Allerhailigenberg, do wardt be-


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_363.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)