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wolt der domher nach gaistlichem sitten als ain alten, gueten gesellen empfahen und halten und neben anderer gueten tractation het er ime uf die nacht eine bestellen lasen, hieß der Weißkopf. Wie nun dieselbig ganz spat eingelassen

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und bei dem grosen zechen, so dieselbig nacht beschach, auch vol wardt, erhube sich ein zank zwischen dem Echter und der huren, das sie anfieng ganz laut zu werden. Do zerstob die componia von ainandern, dann sie wolt sich nit mehr stillen lassen, und muest man den alten herren

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besorgen, das ers gehört het. Ihe, da sie so gar ungeschickt, ließ man sie wider userm haus belaiten. Damit sie nun irem gift genug thette, da sie markt, in welchem zimmer der alt herr lage, do erwüscht sie ein grosen messin leuchter, würft den ain lange stegen hinab, mit grosem schweren und

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boldern, und darmit darvon. Des morgens in aller früe kompt der alt herr in die stuben herab und in beisein iren aller fragt er, was die vergangen nacht für ein Iauts wesen im haus fürgangen. Als im aber niemands sagen, sonder ein ieder sprach, er het nichs gehört, lechlet er, sprechendt:

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»Ich gedacht mir, es würde ain mentsch haben gecostet«, gieng darmit darvon. Aber diese turba dorft der Weißkopf keim [834] pfaffen beuchten, dann es wardt angericht, das sie blutübel darumb wardt erbert. Das war allererst das recht final in der epitasi. Es gieng gleichwol in

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derselbigen behausung ein gespenst, iedoch nit allwegen, sonder zu besondern zeiten; das macht auch vil unrhue. Es habens iren etlich gesehen, wiewol nit in einer gestalt, etwann wie ain man ohne ein haupt, zu zeiten auch wie ein feur mit vil funken und gnaisten. Also ist es etliche mal zu herr

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graf Johan Christoffen und andern kommen und sich in solcher gestalt bei inen erzaicht und sehen lassen. Ich hab es selbs mermals gesehen mein kamerthür, so ich nachts bin beim feur vorm camin gestanden, ufthuen und, das mich bedaucht, in die cammer gangen; aber ich hab nichs

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gesehen und in eim hui ist die camerthür, wie darvor, zu und beschlossen gewest. Es sein also trugnus, gleichwol, wem darbei die kappen ufgesetzt, der mueß sie tragen und haben, es kom ine gleich an süeß, oder saur. Was hievon zu halten und was es im grundt, auch in wie vilerlai gestalt

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es seie, das ist hieher nit dienstlich und von hochen gelerten leuten tractiert worden. Aber dasselbig[1] gespenst im


  1. dasselbig] hs. derselbig.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 367. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_367.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)