Seite:De Zimmerische Chronik 3 377.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


bei dem gemainen man vil mangels pringt, sonder auch es gibt der widerparthei ursach, die Catollischen zu caviliren und die priesterschaft[1] zu verachten, die gleichwol selbs nit anders will, und sicht[2] die oberkait durch die finger. Also

5

bei wenig jaren do war zu Alschhausen kürchweihe und kamen vil frembder priester dohin, wie gepreuchlich, under andern auch der pfarrer von Fleischwang[3], herr Barthlome Erhart, ein wunderbarlich, seltzames, alts pfeffle. Der bat nun den landtcomenthur, herr Sigmunden von Hornstain,

10

er welt ime erlauben zu predigen. Das beschach. Do versahe sich menigclich einer scharpfen predig, zu dem war es ain schener tag, das ain großer zulauf und vil volks dahin kame. Was sollt geschehen? Der pfarrer hett gesehen die bauren ab dem land zu der bredig gen, deren vil truegen

15

ire spüeß über die achsel. Dorab nam er ime ain ursach zu predigen, sagt, s. Petter würde die bauren, da sie also beweret fürn himel komen, nit einlassen, sonder sie für kriegsleut und wurstsamler halten, besorgen, sie möchten ime ain lerman im himel anrichten, würde sie wider hinder sich

20

weichen. Alsdann giengen sie ins würtshaus, da überfressen und überweinten sie dann sich so gar unmäßigclich, das ire mägen nit erdulden künten; so spien sie dann groß knollen von mutschlen und weisem brott, wie die katzenköpf; hernach so verhaderten sie dann das überig darzu, welches

25

[1548] alles wider Gott, der das nit werde ungerochen lassen. Hiezwüschen aber und sie den schlemmer also süngen im würtshaus, so seßen ire arme weiber daheim bei dem herd, machten den kindern ain brei in klainen pfennlin, und da sie das mus one geferd verschüten, so füel es kain aug

30

auß, so wenig schmalz sei darbei, und was also die weiber daheim an inen selbs und den kindern ersparen, das werd dussen von den vollen, dollen Gugelfritzen versoffen und unutzlichen verthon. Mit sollichen bossirenwerg uf der canzl macht er wol ain gelechter under volk, dan es het

35

der gemain, unutz haufen ain groß wolgefallen dorab, mainten ihe, der pfaff hett wol geprediget. Aber die verstendigen hetten wenig gefallens dorab, dann was sollt sollich affen- und bossirenwerk in predigen ufbawen oder informiren? Der gemain man lernt nichts darvon, ergert sich nur dorab,

40

so man also ein schimpf ußer solchen hauptlaster macht. *


  1. priesterschaft] hs. prierschaft.
  2. sicht] hs. sich.
  3. Fleischwang] so wohl, hs. Leinschwang.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 377. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_377.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)