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gesell und holtsellig, auch in französischer sprach vorders beredt, hieß der seignior Glason, das ainer auch möcht gesprochen haben: »Heu vereor, ne Andria[1] nobis mali quid portet!« Derselbig Glason gab dem frölin das glait vom hof

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biß geen Leven, alda ich in gesehen. Nit mag ich wissen, ob er weiter mit inen geraist. Es sagt mir der alt Bechtoldt von Flersheim von wunderhöfflichem gesprech, das er uf dem wege mit dem frölin gehapt, und von irem service, ja schier von irer seiten nie kommen wer. Das laß ich

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faren. Franz Conradt von Sickingen, demnach er in seiner jugendt vor andern seins standts wol etwas gesehen und erfaren, bracht ob dem nachtmal under andern propositen und reden herfür den weit berüempten herzog Carln von Burbon, dem er etliche zeit in paigenweis[2] het gedienet, wie

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derselbig in seiner regierung so fürstlich het hoff gehalten, auch in was grosen ehren, gunst und hocher achtung er bei menigclichen [857] durch ganz Frankreich wer angesehen worden; erzellt darbei, was schöner pferdt user allen landen und nationen, wie vil musicos und trometer, und die nur

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zum aller bösten, neben dem grosen zureiten von herrn und vom adel er gehapt, vermaint ie, so was guets lebens in der welt, derselbig hets für andere überflüssig gehapt; ein sollichs leben were auch für den höchsten wollust zu achten. Aber Berchtoldt von Flersheim, nach dem er ein weiser,

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vilerlepter man war und vorder wolberedt, hielt widerparthei, uf mainung, das der bösser und ein frewdenreichers leben fürt, welcher sich ains kleinen stads benüegen ließ, gesundt were, darneben auch ain liebe hausfraw hett, die hipsch und from, auch tugenlicher und gefelliger sitten. Also arguirten

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sie baiderseits ein guete weil und prachten allerlai argumenta und beispill herfür, darbei der underschaidt in vita publica und privata mag erkent werden, dergleichen der wollust und frewd, auch dargegen die sorg, kumer, gefahr, angst und nott in baiderlei leben, war bei höchster warhait

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ein schön thesis, das auch von keinen gelerten artlicher und bedeutlicher, als von disen weit erfarnen hof- und weltleuten het megen herfür gepracht werden. Beschloßen doch nach langem stritt, dieweil die gefahr im privatleben gemainlichen nit so groß, dergleichen auch weniger gegen Got und der


  1. Andria] hs. audia; s. Terenz, Andria I, I, 46: »Ei vereor ne quid Andria adportet mali.« (Wattenbach).
  2. paigenweis] hs, paienweis.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 402. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_402.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)