Seite:De Zimmerische Chronik 3 405.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


wissen, ob ers mit fleis thet, oder ob es im ungeferdt missriet, das er sie nampte die hipsch Anna, welches dann ein alte nerrin was zu Mösskirch. Darauß entstande ein groß gelechter und sprachen die herren gemainlich, er hat nit

5

missredt, dann die schwarz Anna het dergleichen genug gehandlet. Hernach hat grave Jos Niclas von Zollern disen Zimmerle und sein weib mit allen gnaden gemaint und ine zu eim vogt zu Ensisheim gemacht. Aber er ist über . . . jar am selbigen dienst nit bliben, sonder mit dem weib geen

10

Oberndorf zogen. Dieweil er die vogtei zu Ensishaim versehen, ist im zum oftermal die weil am feirtag lang gewesen, derhalben zu zeiten mit dem weib hinuf geen Nusplingen gangen, bei den paurn [859] zechen. Wann man aber zech wellen machen und bezallen, so ist kain gelt vorhanden

15

gewesen; so hat er sich dann vorhin mit dem weib underredt und die sach mit ir angelegt. Die hat gesprochen, sie hab das gelt daheim vergessen; so hat er sich dann greusenlich gestellt und simuliert, als ob er sie darumb schlagen welle. So haben dann die pauren in der sach zwischen im und

20

dem weib gethedingt und gesprochen: »Ach junker, nit sein zornig über die frawen, wir wellen die zech bezallen!« So dann die zech von pauren bezalt, so ist der friden wider gemacht gewesen. Dieses stratagema hat er so oft gebraucht, das sollichs die schamparen bauren letzstlichen

25

gemerkt. Do haben sie nachgends seines haderns mit der frawen nichs mer angenommen, sonder hat zalen müesen oder dem würt die zech ußchlagen. Aber die truchseßin, die witib, die zoge mit gueter erlaubtnus ires schwehers geen Oberndorf. Das bewilliget ir grave Johann Wernher

30

[und gab][1] ir gueten schutz und schürm. Es hielten sich die baidt schwestern so ainig mit ainandern, das sie auch von dieses Zimmerles, ires haushanen, wegen nit uneins oder zwiträchtig wurden. Man sagt, die grefin sei mermals hünder ime geen Altenoberndorf oder anderswohin spazieren

35

geritten, das sie mit der ainen handt sich an seinem poenitenzer enthalten. Es gieng so grob zu, das ir brueder aller sachen gewar. Der name graf Josen, sein vetter, zu hilf und handleten mit graf Johan Wernhern umb bewilligung, das sie ir schwester und basen, auch den Zimmerle mögten

40

user Oberndorf hinwegfüeren, dargegen sie im ain notturf-


  1. und gab] dürfte zu ergänzen sein.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 405. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_405.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)