Seite:De Zimmerische Chronik 3 438.jpg

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Also beschach dem jungen herren auch. Zu ainer andern zeit muest er ein grosen, weiten, langen filzmantel, wie in der alt herr vor jaren zu ross het gepraucht, anfüeren und also zu den freunden reiten, die sein und des ungeheuren mantels,

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auch des alten herren ainfieren und seltzamen weis wol lachen mochten. Also hat man vor jaren das mies den jungen herren ab den oren plasen und sie woler deponiert; iezund, do sie kaum user der schalen geschloffen, sein sie gleich gnad herren und groß Federhannsen. Wie sie dann

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mertails gerathen, das sicht man wol, das etliche geschlechter verderben und schier gar darob zu grundt geen. * [1193] Darum sagt des elter graf Phillipsen von Hanaw narr, hieß der Laider, die jungen herren künden übernacht zu herren werden; vermaint damit, da iren vetter stürben;

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welches ir hechsts verderben ist und bei unsern zeiten mer, dann ain geschlecht, in die euserest gefärd und not het gebracht. * Die zimbrisch hochzeit ward gleich im selbigen 1544 jar uf dem schloß Eberstain gehalten, namlich uf den montag

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nach dem sontag Misericordia domini. Grave Gotfridt Wernher konte seins blöden gesichts halb zu der hochzeit nit kommen, aber graf Johann Wernher, des jungen herren herr vatter, und dann graf Wilhelm Wernher die raiseten dahin. Darbei ist zu merken, das sich die zwen alten herrn

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gebrüeder der klaidung halb nit vergleichen konten, keiner wolt dem andern zu lieb oder zu gefallen klaiden. Grave Gotfridt Wernher klaidet sein gesindt alles in rot, grave Johann Wernher in grün, füerte auch selbs ein grünen rock; also het er auch sein brueder, graf Wilhelm Wernhern,

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beredt und vermegt, und raisten also die zwen alten herren sampt irem gesindt in grünen röcken daher. Es verwundert [881] vil leut die ungleichait und das die brüeder in dem allerwenigisten sich nit hetten kinden mit ainandern accordiern. Es hat die alt fraw von Hennenberg manichmal

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gesagt, es haben die von Zimbern den geprauch, dieweil sie noch jung, gangen sie altfrenkisch geklaidt und in schwarzer, erbarer klaidung, so sie aber uf ir alter kommen, so tragen sie grüene röck und anders, als da sie noch in irer jugendt weren. Grave Jos Niclas von Zollern, als der

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underhendler dieses heirats, solt auch zu der hochzeit kommen sein, so muest er aber seines erbcammerats halb uf dem reichstag zu Speir erscheinen oder villeucht wolt er


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 438. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_438.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)